Sonntag, 15. Juli 2012

V wie...

Valencia: liegt am Mittelmeer, südlich von Barcelona auf gleicher geographischer Höhe mit Mallorca und ist Hauptstadt der Comunidad Valenciana. Als Madrileña liebe ich Madrid und halte weit weniger von Barcelona...und finde Valencia ist der perfekte Kompromiss zwischen diesen beiden spanischen Großstädten. Valencia ist übrigens nach Madrid und Barcelona auch die drittgrößte Stadt des Landes und vereint eben alles was an diesen beiden Städten toll ist in sich, ist zumindest meine Meinung. Wie Barcelona liegt es am Strand und hat ein typisches mediterranes Flair, fast noch mehr als Barça. Die Leute hier sind offener und freundlicher als die oftmals zugeknöpften Katalanen, das ist also ein bisschen mehr wie in Madrid. Das Nachtleben hat in allen drei Städten was zu bieten. Ich erinnere mich bei Valencia an laue Abende auf weiten Plazas mit Agua Valenciana, valenzianischem Wasser - also Sekt Orange.

Die Ciudad de las Artes y Ciencias



Das raum-hohe DNA Modell im Museo de las Ciencias
Valencia bietet eigentlich für jeden etwas: für Historiker die Gebäude der Altstadt, also mittelalterliche Befestigungsanlagen, die Seidenbörse, die Kathedrale. Für Wasserratten ganz klar den Strand. Für Fans moderner Architektur, Kulturinteressierte wie für Familien die Ciudad de las Artes und Ciencias - die Stadt der Künste und Wissenschaften. Die optisch faszinierenden Gebäude dieser Stadt in der Stadt wurden vom berühmten Architekten Santiago Calatrava erbaut, selbst ein Valenzianer. Hier befinden sich ein Konzertsaal, Auditorien, ein riesiges Museum für Wissenschaften und das größte Aquarium Europas. Gerade das Wissenschaftsmuseum ist ein Highlight: ich war damals in Valencia mit zwei Freundinnen, keine von beiden ist wirklich wissenschaftsbegeistert. Als Biologin wollte ich aber unbedingt in dieses Museum.  
Im Endeffekt haben die beiden dort fast noch mehr Spaß gehabt als ich und wir waren bei allen vorangegangen Diskussionen und Vorbehalten fast 6 Stunden in diesem Museum - es ist also echt empfehlenswert, auch für Museumsmuffel.

La Paella - que rico!
Außerdem ist Valencia kulinarisch ganz vorn dabei: von hier stammt ursprünglich DAS spanische Nationalgericht, die Paella. Die sollte man sich hier also auf gar keinen Fall entgehen lassen. 

Und dann sollte man sich auf alle Fälle die Markthalle von Valencia ansehen und vielleicht auch etwas Gutes kaufen. Die Markthalle ist architektonisch spannend, sie wirkt wie ein kleiner Jugendstil-Glaspalast mit seiner Metallkonstruktion, den Verglasungen und der großen Kuppel. Und drinnen gibt es alles was das Herz begehrt: liebevoll zu Pyramiden gestapeltes Gemüse und saftiges Obst, beim Fleischer baumeln riesige patas, Schinkenbeine, von der Decke des Marktstandes. Beim Fischhändler liegen verschiedenste Arten und Größen von Garnelen kiloweise auf einem Eisbett. Hülsenfrüchte, Nudeln und Nüsse werden nach Bedarf auch in kleinen Mengen aus Jutesäcken heraus verkauft. Und das ganze ist auch nicht teurer als im Supermarkt.

Den Partylöwen sei eine Reise nach Valencia besonders im März angeraten, denn da befindet sich die Stadt im feierlichen Ausnahmezustand. Die Fallas de Valencia finden statt. Das ist ein Volksfest für das eigene Gilden das ganze Jahr über an überdimensionierten Puppen aus Holz und Pappmaché arbeiten. Diese werden dann feierlich in einer Parade vorgeführt, die schönsten Puppen werden gekürt und dann gibt es ein Inferno, bei dem die Puppen verbrannt werden. Woher genau dieses Fest kommt, und was der Sinn des großen Feuers ist, ist unklar. Dabei sein ist trotzdem ein Erlebnis.

U wie...

U-Bahn: in Spanien Metro genannt, ist in den großen spanischen Städten wie Madrid und Barcelona wohl das wichtigste Verkehrsmittel, mit dem man als Tourist am besten vorankommt. In Valencia gibt es zwar auch U-Bahnen, aber hier kann man auch mit der in Spanien sonst seltenen Straßenbahn schnell von A nach B kommen und dabei auch noch die Stadt anschauen, anstatt einen Tunnelblick zu entwickeln. In Madrid oder Barcelona gibt es zwar auch Busse aber als Tourist wird man sich mit den etwas seltsam gestalteten Busfahrplänen nicht gleich auskennen, da ist das Metro-Netz einfacher in der Benutzung.

Das Metro-Logo
Gerade Madrid rühmt sich seiner Metro, die gleichsam ein Wahr-zeichen ist. In Tourist-Shops kann man Schlüsselanhänger und Magneten im Design der Metro-Stationen mit den weiß gekachelten Wänden und  dem Metro-Logo erwerben. Und jedes Jahr gibt es eigene Metro-Werbespots, im Jahr 2008 war dieser hier aktuell:


Das Netz ist auch wirklich groß, führt bis in entlegenere Vororte, zusätzlich zur unterirdischen Metro gibt es mittlerweile die oberirdische Metro Ligero, eine Art Straßenbahn in manchen Vororten. Als Wienerin war der U-Bahn Anschluss des Flughafens Madrid-Barajas ein Highlight, der Wiener Flughafen Wien-Schwechat ist denkbar schlecht ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. 
Der Ausbau des Madrider Netzes schreitet auch unbeirrt voran, alleine während meines Erasmus-Aufenthaltes 2008 wurden der Grundstein für die komplett neue Linie 14 gelegt, die Linien 7, 10 und 11 um mehrere Stationen verlängert und die eigentlich schon stillgelegte antike Estación de Chamberí wiederbelebt, diese Station ist im Jugendstil gehalten und ein kleines Metro-Museum.

Woran man sich vielleicht erst mal gewöhnen muss: die Madrider U-Bahn ist eigentlich grauslich, zumindest die alten Linien, also Linie 1 bis 6. Irgendwas funktioniert da mit der Abluft nicht, in den alten Madrider U-Bahnstationen ist es sommers wie winters knallheiß und zugig zugleich. Und für Touristen sind die älteren Stationen auch der Horror - großes Gepäck sollte man nicht dabei haben, denn Barriere-Freiheit ist was anderes, es geht ständig treppauf und treppab, Rolltreppen und Aufzüge sind rar. Dazu kommt das Verhalten der Mitfahrer. Offenbar gehört es in Spanien nicht zur guten Kinderstube den Menschen beizubringen sich die Hand vorzuhalten, wenn man hustet oder niest. Ich selber war knapp davor mich in Adrian Monk zu verwandeln und einen Jahresvorrat feuchter Tücher mitzuführen, nachdem ich mich einmal an einer komplett angerotzten, feuchten Haltestange angehalten hatte...

Am Plaza de Castilla
Auch wenn die U-Bahn in Madrid Kultstatus hat (warum auch immer) und wirklich praktisch und schnell ist - wer als Tourist in die Stadt kommt, dem empfehle ich auch mal den Bus zu nehmen, einfach weil man was zu sehen hat, während der Fahrt. Für Touristen super praktisch sind die Linien 27 und 40. Sie fahren von Süden nach Norden: von Atocha, vorbei am Prado und der Cibeles, am Heim-Stadion von Real Madrid - Santiago Bernabeu - bis zum Plaza de Castillas, mit seinen markanten schiefen Türmen. Man bekommt also einiges zu sehen...

Donnerstag, 14. Juni 2012

T wie...

...tut mir leid, dass ihr so lange auf einen neuen Eintrag warten musstet, aber meine letzten Wochen waren intensiv bis turbulent, sodass ich einfach nicht dazu gekommen bin, mich anständig um mein niño español, mein spanisches Kind aka den Blog, zu kümmern... aber jetzt gehts weiter!

Tinto: Vino tinto, oft auch nur tinto, ist die spanische Bezeichnung für Rotwein. Beliebt ist grade im Sommer der Tinto de Verano - der Sommer-Rote - ein Rotwein aufgespritzt mit Zitronenlimonade. Das klingt für uns Mitteleuropäer vielleicht eklig und barbarisch, aber nach einem langen Strandtag und dem Baden im kühlen, salzigen Atlantik gibts kaum was schöneres, als ein Glas süßen Tinto zu trinken, während man sich von den letzten Sonnenstrahlen wärmen lässt...

Beim Bestellen eines Tinto hatte ich ja ein kurioses Erlebnis in Madrid: mein Vater war zu Besuch, und ihn konnte ich logischerweise nicht zu einem Tinto de Verano überreden. Wir sitzen also auf einer Terraza in La Latina und er wollte ganz einfach ein kleines Glas Rotwein. Ich bestelle und der Kellner sagt mir, dass sie nur den Rotwein da haben, den sie zum Mischen des Tinto de Verano verwenden. Ich übersetze für meinen Vater, er will dennoch eine copa. Die copa kommt, er kostet, ich koste, es ist kein aufregender Wein aus dem Eichenfass, aber man kann ihn durchaus auch solo trinken. Ich bestelle meinem Vater noch eine copa und der Kellner traut seinen Ohren nicht! Er sagt mir, dass der Vino tinto aus dem TetraPak kommt und zeichnet so ein Pak in der Luft... ich übersetze meinem Vater diesen Teil nicht - aber man sieht, von welcher Güte der spanische Wein ist, sogar der aus dem TetraPak findet Gnade vor einem Kenner!


Was von Tapeo übrig bleibt - Bar El Abuelo, Madrid
Tapas: Was wäre das spanische Nachtleben ohne Tapas! Ein Tapeo, also ein Herumziehen von Lokal zu Lokal, ist eine feine Sache. Überall wird ein kleines Glas Wein oder Bier getrunken, man bekommt die kleinen Speisen manchmal gratis dazu, manchmal muss man die köstlichen Kleinigkeiten bezahlen -  das variiert von Region zu Region, aber auch wenn man zahlen muss, zahlt sich das aus! Und wenn man erst einmal wo Stammgast ist, dann darf man auch bei den Gratis-Tapas Wünsche äußern und bekommt wirklich, was man möchte.

Woher die Tapa kommt ist eine ewige Streitfrage. Eine Theorie besagt, dass findige Bar-Besitzer anfingen, kleine Speisen zu reichen, um den Alkohol abzupuffern, so dass die Gäste immer mehr trinken. Eine andere Theorie ist plausibler: übersetzt heißt la tapa ja der Deckel. Daher liegt die Vermutung nahe, dass ein Stück Brot mit Rohschinken oder Käse, die einfachste Art der Tapas, eher dazu diente, Fliegen und Wespen davon abzuhalten, ins Glas zu fliegen.



Toledo: liegt dank des Schnellzuges AVE Media Distancia nur mehr knappe 30 Minuten von Madrid entfernt im Süden, in der Provinz Castilla-La Mancha. Die Stadt liegt am, die Alt-Stadt eigentlich über dem Tajo. In Toledo findet man sowohl Reste der maurischen als auch jüdischen Kultur neben dem omnipräsenten Christentum. Gerade im Mittelalter, als Vertreibung der Juden und Mauren auf der spanisch-katholischen Tagesordnung standen, rühmt sich Toledo ein einigermaßen friedliches geregeltes Miteinander gehabt zu haben. So gibt es in Toledo zwei recht gut erhaltene Synagogen, Reste einer Moschee und eine gigantische gotische Kathedrale. Außerdem ist die Stadt bekannt für ihre süßen Schleckereien wie Marzipan, das meist von Klosterschwestern hergestellt und verkauft wird. Auch Kunsthandwerk gibt es hier: besonders schöne Fließen, wie man sie an zahlreichen spanischen Häusern sieht, kommen oft aus Toledo. Und noch bekannter ist Toledo für seine Schwerter - hier gibt es tatsächlich noch Schmiede, wie in alten Zeiten. Überhaupt hat man bei einem Spaziergang durch Toledos alten Stadtkern oft das Gefühl, in eine andere Zeit einzutauchen, weshalb ich immer wieder gern hierher komme. Besonders stark ist dieses Gefühl, wenn man zur Siesta, wenn alles ruhig ist auf den Straßen, durch die Gassen zieht. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, und wer nach Madrid fährt, sollte unbedingt versuchen einen Tag für Toledo zu erübrigen!

Sonntag, 6. Mai 2012

S wie...

Sangria: wer kennt sie nicht, die Sangria - ein Mischgetränk aus Rotwein und Früchten, vorzugsweise Orangen und Zitronen, manchmal auch Pfirsich und mit einem Hauch Zimt? Die spanische Version von Bowle eben und vermutlich der Albtraum jedes Weinkenners. Obwohl eine gute, nicht zugezuckerte Sangria durchaus ihren Reiz hat. In Madrid kenne ich da eine Kellerkneipe, mit einer unglaublich guten, puristischen Sangria... umgekehrt kenne ich auch Leandros "Sangria des Todes." Die gab's zu Erasmus-Zeiten krügeweise im "Respiro" einem Lokal etwa drei Häuser entfernt vom berühmten "El Tigre", wo Touristen sich um Gratis-Tapas drängeln. Leandro war Kellner im Respiro und mixte ausgesprochen gern Sangria - bestehend aus etwa 4 verschiedenen Sorten Alkohol (Rotwein, Likör und ???), 2 Fingern hoch Zucker je 0,5l Glas, Eis und ganz oben, wenn noch ein Finger hoch Platz im Becher war, kam ein Schuß Fanta drauf, um den Obstanteil genüge zu tun. Mit Sangria hatte das Getränk eigentlich wenig gemeinsam, aber naja... man wird älter und klüger!


Salamanca: mit dem Zug etwa 3 Stunden nordwestlich von Madrid (vielleicht geht's mittlerweile sogar schneller, wo's den AVE Media Distancia, einen Mittelstrecken-Hochgeschwindgkeitszug, gibt) liegt Salamanca in der Provinz Castilla y León. Salamanca ist berühmt für sein gepflegtes Spanisch, Hochkastillisch - viele Lernende kommen im Sommer für Kurse an die Universität von Salamanca. Die Universität ist die älteste Spaniens - die älteste immer noch bestehende, denn die Uni von Palencia wäre älter, wenn dort noch gelehrt würde.  Außerdem teilen sich Salamanca und Madrid die Ehre, die schönste Plaza Mayor Spaniens zu haben - oder streiten sich drum, je nachdem... Weiters ist Salamanca berühmt für seine Fleischermeister, die angeblich mit die besten Embutidos im Land herstellen. Und dann sind da die Fassaden - in keiner anderen Stadt gibt es so viele Details an den Häusern zu entdecken, wenn man nur genau schaut... da ist die Casa de Conchas mit der auffälligen Muschelfassade. Bei der Universität und der Kathedrale muss man schon genauer schauen. An der Uni ist es üblich nach dem "Totenkopf und dem Frosch" zu suchen. Diese sind auch von jeher Teil der Fassade. Anders bei der Kathedrale, hier haben sich Restauratoren einen Spaß erlaubt und kleine moderne Details zur Stuckarbeit der Fassade hinzugefügt: einen Astronauten, einen Hasen mit roten Augen, einen Hund mit einer Eistüte... wer alle entdeckt, darf sich was wünschen!


Stierkampf: der Stierkampf ist untrennbar mit Spanien verbunden, wenn er Tierschützern auch noch so ein Dorn im Auge ist. In manchen autonomen Regionen, wie z.B. Katalonien, ist der Stierkampf mittlerweile verboten und im Gegensatz zu früher, wo von Mai bis September fast jedes Wochenende die Stiere dran glauben mussten, wird heutzutage nur mehr zu hohen Feiertagen oder Ferias gekämpft. Tatsache ist auch, dass der Stierkampf in Südamerika mittlerweile populärer ist als in Spanien. Dennoch, ganz wegdenken kann man in in Spanien nicht. Also zum Ablauf folgendes: es gibt den Torero, der mit dem Stier kämpft - sein Ziel ist es dem Stier einen Stoß in den Nacken zu versetzen, sodass dieser gleich stirbt , möglichst ohne Qual... dann gibt es noch Reiter, die den Stier antreiben und provozieren, da lässt sich zum Thema Tierquälerei dann schon streiten. Wenn der Torero den Stier erlegt und das Publikum zufrieden ist mit der Vorstellung, dann gibts ein oder zwei Ohren für den Torero - je nachdem wie sehr er das Publikum begeistert hat. Und mit Ohren sind wirklich die Ohren des Stiers gemeint, die werden ihm dann abgeschnitten und dem Torero gegeben. 


Was nicht stimmt ist die Sache mit dem roten Tuch - meistens ist es auf einer Seite gelb und auf der anderen rosa, es geht um die Bewegung, der Stier ist farbenblind. Auch noch wissenswert - von 5 Euro bis 2000 Euro ist nahezu jeder Preis möglich, wenn man einen Stierkampf sehen will - das kommt darauf an welcher Torero kämpft, darauf ob man sol oder sombra (Sonne oder Schatten) sitzen möchte, etc. Die meisten Arenas haben eine Königsloge - Juan Carlos ist ja bekennender Fan - und architektonisch sind die Arenas recht interessant, oft sind sie sehr alt (die älteste steht in Ronda). Ventas in Madrid ist im andalusischen Mudejar-Stil gebaut, sehr ungewöhnlich für die Hauptstadt! 
Man kann davon halten was man will, der Stierkampf gehört hier zur Kultur und naja, manchmal gewinnt ja auch der Stier!

R wie...

Rioja: la Rioja ist eine Region im Nordwesten Spaniens, im Ebrobecken. Ebenso ist der Rioja ein Wein, der aus eben dieser Region kommt. Den größten Teil Anbauflächen wird für Rotwein genutzt, es gibt aber auch Weißweine aus der Region. Natürlich denkt man wenn man Rioja hört, aber erst mal an die schweren Roten... diese Weine werden streng kontrolliert, nur Weine aus der Region werden mit dem DOC-Kennzeichen versehen (DOC = denominación de origen calificada - von qualifizierter Herkunft).
Böse Zungen behaupten, dass längst nicht alle Trauben, die in der Rioja zum Vino de Rioja verarbeitet werden, auch in der Rioja gewachsen sind - ganz korrekt wäre das mit dem DOC-Siegel dann doch nicht. Aber vielleicht ist das ja auch nur eine gemeine Unterstellung. 
Für den klassischen Rotwein Rioja werden in erster Linie Tempranillo Trauben verwendet, der Wein wird in Barriquefässern ausgebaut, schmeckt dementsprechend auch leicht herb und hölzern. Je nach Ausbaugrad unterscheidet man den jungen "Crianza" (2 Jahre, davon 1 Jahr im Barrique), den "Reserva" (mind. 3 Jahre, davon mind. 1 Jahr Barrique) und den Gran Reserva (5 Jahre und älter).


Ribeiro: und weiter geht's mit Wein. Der Ribeiro ist ebenfalls ein DOC-Wein, der aus Galizien stammt. Anders als in der Rioja, keltern die Winzer der Region Ribeiro (dt. Uferland) in erster Linie Weißwein - den man durchaus probieren sollte, denn auch wenn die Spanier ein Rotwein-Volk sind, kann sich spanischer Weißwein sehen und vor allem trinken lassen. Prost, oder wie man in Spanien sagt Salud! 

Q wie...

querer: auf Deutsch "mögen, lieben". Weder auf Deutsch noch auf Spanisch ist mit dem Buchstaben Q viel anzufangen, aber auf spanisch gibt es wenigstens das schöne Q-Wort querer. Nachdem die Spanier leidenschaftliche Menschen sind, wird zwischen mögen und lieben kein Unterschied gemacht wie im Deutschen, sondern eben das gleiche Vokabel verwendet. 
Was uns gleich zu einem kleinen Exkurs in die spanische Sprache führt: an sich ist spanisch keine allzu schwere Sprache, wer zu Schulzeiten Latein und/oder Französisch hatte, dem wird vieles bekannt vorkommen. Aber zwei Dinge können einem Neu-Lerner echte Schwierigkeiten bereiten. 
Erstens, wie man an querer für "mögen" und "lieben" sieht, ist Spanisch eine eher wortarme Sprache. Viele Ausdrücke erhalten ihre Bedeutung dadurch, dass ein Vokabel mit einer bestimmten Präposition kombiniert wird. Das gleiche Vokabel mit einer anderen Präposition kann etwas völlig anderes heißen, Missverständnisse sind für den Neuling vorprogrammiert... aber die Spanier wissen meistens was man meint und sind verständnisvoll. Ich selber habe als Neo-Spanierin meine Arbeitskollegen regelmäßig mit meinen Wortschöpfungen erheitert. Bei mir lag das Problem nicht bei den Präpositionen, sondern bei Trugschlüssen. Lang heißt auf spanisch longo/a, die Länge ist die longitud. Ich dachte also wenn ancho/a breit heißt, dann müsse die Breite la anchitud sein...es ist aber la anchura.
Zweitens, und das werden alle kennen, die mal Französisch gelernt haben, gibt es im Spanischen den "Subjunctivo" und das "Condicional". Beides sind Möglichkeitsformen, beide  können in verschiedene Zeiten konjugiert werden, aber sie werden unterschiedlich verwendet... ich gebe ehrlich zu, dass ich selber bis heute nur weiß, wann ich den Präsens-Subjunctivo verwenden muss und manchmal bekomm ich's auch mit der Vergangenheit richtig hin, aber die Zukunft und der Unterschied zum Condicional sind bis heute eine verworrene Sache für mich! Und Otto-Normalspanier kann einem da auch nicht helfen, die lernen die Verwendung nämlich ganz intuitiv, und wissen selber nicht warum sie wann welche Form verwenden... nur keine falsche Scham also, einfach drauf losreden ist die Devise!

Donnerstag, 26. April 2012

P wie...

Pais Vasco: das Baskenland oder auf baskisch Euskadi. Das spanische Baskenland ist eine autonome Gemeinschaft (mit gewissen Sonderkonzessionen, ähnlich Katalonien) und umfasst die drei Provinzen Bizcaya, Gipuzkao und Álava. Auch Navarra ist baskisch geprägt, gehören aber formell nicht zum Baskenland.

Baskische Volkstänzer
Während das im französischen Baskenland kein Thema ist, gibt es im spanischen Baskenland Stimmen, die nicht nur Autonomie, sondern die komplette Abspaltung des Baskenlandes vom spanischen Staat fordern. Die Organisation ETA versuchte jahrzehntelang  diese Bestrebungen mit Terroranschlägen wie Autobomben und Ermordungen hochrangiger Politiker oder Polizisten durchzusetzen. Derzeit herrscht offiziell Waffenruhe und die ETA gilt als aufgelöst. Ich erinnere mich, dass ich es einigermaßen verstörend fand, als ich auf dem Madrider Flughafen erstmals ein Fahndungsplakat sah, mit dem nach ETA Terroristen gesucht wurde. Es sah ziemlich genau so aus, wie die Kopfgeld-Plakate, die man aus Western kennt. Auch heute kann man auf Bahnhöfen oder Flughäfen noch auf so eine Fahndungsmeldung stoßen. Mehr soll hier zu dem Konflikt nicht gesagt sein, denn das schöne Baskenland hat mehr zu bieten, als organisierten Terror: Bilbao und das Guggenheim -Museum, San Sebastian mit Strand und Spitzengastronomie, oder das geschichtsträchtige Dorf Guernica. 

San Fermin Denkmal in Pamplona
Pamplona: liegt offiziell in der Region Navarra und damit nicht im Baskenland, die baskische kulturelle Prägung ist jedoch recht stark. Das sieht man an den Namen der Bars und Cafés, bei denen man über viele z, x, und k's stolpert. Pamplona ist vor allem für zwei Dinge berühmt: San Fermín, das sind die Feiertage des heiligen Fermín, an denen das berühmte Stierrennen - la corrida - durch die Altstadt stattfindet. Eigentlich organisierter Wahnsinn; die Gassen sind eng und recht verschlugen, es gibt nicht viel Platz um dem Stier auszuweichen. Dementsprechend gibt es auch jedes Jahr einige mehr oder weniger stark verletzte. Aber hinter den Absperrungen als Zuschauer ist man doch recht sicher, wenn man das Ganze zumindest mal gesehen haben will... Die zweite Berühmtheit Pamplonas: Ernest Hemingway. Der Literat lebte einige Zeit in Pamplona, ging hier in diversen Bars ein und aus und diese Lokale vermerken das natürlich bis heute an der Tür. Speziell am Hauptplatz Pamplonas ist es schwer ein Lokal zu finden, in dem Hemingway nicht war. Hemingway schrieb mehrere Essays und Romane über den Stierkampf, der es ihm angetan hatte, und über den Spanischen Bürgerkrieg und wurde damit zum Lokalheld.

Pimientos de Padrón: sind eine kleine spanische Köstlichkeit mit Nervenkitzel. Die Padrones sind eine Kreuzung aus Mini-Paprika und Chilis. Sie sind grün, rundlich und kaum fünf Zentimeter lang. Man röstet sie bis ihre Haut Blasen wirft und leicht schwarz wird und bestreut sie dann nur mehr mit groben Meersalz - einfach und sehr schmackhaft. Aber: man weiß nie was man bekommt, Padrones können mild und angenehm oder feuerscharf sein. Es gibt nichts woran man ihnen ansehen könnte, wie scharf sie sind - man weiß es erst wenn es zu spät ist. Aber das macht auch ein bisschen den Reiz aus, sich einen Teller Padrones zu teilen; dass es da immer einen gibt, der plötzlich mitten im Gespräch ganz unvermittelt losprustet und rot anläuft...

O wie...

ONCE: ist der spanische Blindenverband, die Organización Nacional de Ciegos de España. Sie hat eine Lotteriekonzession. Überall in Spanien bekommt man auf der Straße, vor Supermärkten oder in eigens dafür vorgesehenen kleinen Kiosken von Blinden die Lose angeboten. Nachdem blinde Menschen  vielleicht nicht so leicht einen sicheren Arbeitsplatz finden, ist die Idee hinter der Lotterie und dem Losverkauf auch karitativ. Ziehungen finden täglich statt. Es gibt kein Lotterie-Monopol: Die große Weihnachtslotterie wird z.B. nicht, wie man bei einer wohltätigen Organisation annehmen könnte, von der ONCE, sondern von einem Konkurrenten veranstaltet.

Sonntag, 22. April 2012

N wie...

Nationalparks: es gibt 14 Nationalparks (Parque Natural) in Spanien. Acht am Festland, die anderen auf den Inseln. Ich selber war bis jetzt nur in einem davon, im andalusischen Parque Natural de la Doñana. Dort habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass die Spanier eine etwas komische Auffassung von Naturschutz haben. Das mehrere Hektar große Gebiet ist mit Stacheldrahtzaun umgeben. Im Inneren gibt es erst mal einen großen Parkplatz, wo man sein Auto stehen lässt - nur um sich dann eine Art Ranger samt Jeep zu nehmen, der einen dann auf Schotterstraßen mehrere Stunden durch den Park chauffiert! Alternativ kann man auch auf Wanderwegen zu Fuß den Park erkunden. Diese Wege sind allerdings eher Bootsstege, richtig befestigt mit Schiffsplanken. Beides folgt dem Motto "Bloß nicht zu viel Berührung mit der Natur!" Denn wer einen Fuß auf den Boden des Nationalparks setzt, der zerstört ihn ja potentiell, und das Gebiet wird ja geschützt! Ich nehme mal an, dass es auch an der Parkleitung liegt, wie so ein Nationalpark aufgezogen wird und dass es woanders im Nationalpark vielleicht auch anders zugeht, aber in Doñana war es beinahe schon unwirklich!

M wie...

Jardín de los Ausentes im Retiro-Park
Madrid: ist die spanische Hauptstadt, mit rund 3,3 Millionen Einwohnern die drittgrößte europäische Hauptstadt. Bis 1561 war Madrid mehr ein Dorf als eine Stadt, dann aber wurde das Dorf von Philipp II. zur Hauptstadt auserkoren, aufgrund der geographischen Lage mitten im Herzen des spanischen Reiches. Damit begann der Aufschwung der Stadt. Immer wieder war die Stadt besetzt oder belagert (Napoleonische Kriege, Karlistenkriege, Spanischer Bürgerkrieg), aber die Madrileños ließen sich nicht so leicht unterkriegen. 
Am 11.September 2004 ereigneten sich am Madrider Südbahnhof Estación de Atocha Terroranschläge in mehreren S-Bahn Zügen bei denen 191 Menschen getötet wurden. Nahe dem Bahnhof haben die Opfer der Anschläge ein "Bio"-Denkmal im Parque del Buen Retiro bekommen: den Jardín de los Ausentes (Garten der Abwesenden), in dem für jedes Opfer eine Zypresse oder ein Olivenbaum gepflanzt wurde. Zypressen und Oliven symbolisieren die Ewigkeit und wo man in Spanien Zypressen sieht, ist ein Friedhof oft nicht weit.

Sehenswertes gibt es in Madrid einiges: Ein architektonisch ergiebiger Spaziergang kann zum Beispiel von der Catedral de la Virgen de Almudena und dem Palacio Real über die Plaza de España und die Gran Via führen, wo man auf den Paseo del Prado einbiegt und diesem bis Atocha folgt - wer will kann sich dann im Retiro Park erholen. Auf diesem Weg wird man die Madrider Katedrale und den Königspalast sehen, das unter Franco gigantomanische Edificio de España, das Edificio Metropolis mit seiner markanten Kuppel und die ehemalige Hauptpost, die "Cibeles." Wer dann noch weiter bis nach Atocha spaziert, der sollte auch gleich in den Bahnhof hineingehen, selbst wenn er nicht vorhat einen Zug zu nehmen - der alte Bahnhofsteil ist heute ein riesiges Palmenhaus, mit tropischem Klima und Schildkröten-Teich.

Die Tio Pepe-Leuchtreklame an der Plaza Puerta del Sol
Kein Weg führt vorbei an der Plaza Puerta del Sol, oder einfach kurz Sol - die Sonne. Hier befinden sich das alte Rathaus; hier liegt der Kilometer Null, der den Beginn sämtlicher spanischer Straßen markiert; außerdem überstrahlt der Tio Pepe, der Onkel Josef, den Platz und wacht über die Madrileños. Die Reklametafel der Firma Gonzalez Byass über der Puerta del Sol war früher in guter Gesellschaft, dann aber wurden sämtliche Reklamen entfernt - nur der Tio durfte nicht weg, das war den Madrileños wichtig! Von SOl gehts auch ganz flott auf die Plaza Mayor, ein klassischer spanischer Platz, ein Rechteck komplett von Häusern umgeben. Durch mehrere Rundbögen gelangt man in verschiedene Stadtviertel. Am Fuße des Südwest-Ausganges, steht die Kirche San Isidro, dem Stadtheiliger. Sein Feiertag, an dem arbeitsfrei ist, ist der 15. Mai. In etwa zu dieser Zeit im Mai findet in Madrid auch de Feria del Libro statt. Bei dieser mehrtätigen Buchmesse säumen kleine antiquarische Stände den Paseo del Prado und man kann von Stand zu Stand flanieren und sich mit Lesestoff eindecken. Durch den Südwest-Ausgang kommt man auch ins Stadtviertel La Latina, wo jeden Sonntag vormittag der große Flohmarkt El Rastro einlädt. Außerdem eigenen sich die Calle Cava Baja und Cava Alta, ebenfalls in La Latina, die ganze Woche über zum abendlichen Ausgehen.  

Wer sich die zahlreichen Museen und Kunstgalerien (Museo del Prado, Centro de Arte Reína Sofia - hier hängt Picassos La Guernica, etc.) oder den Königspalast ansehen möchte, der sollte eines wissen: die Spanier sind kunstsinnige Menschen und auch Leute mit vielen Kindern oder kleinem Budget sollen die Möglichkeit haben, immer wieder ins Museum zu gehen. Daher gibt es in vielen Museen an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten den Eintritt gratis. Wer die Zeit und die Muße hat, sich nach diesen Zeiten zu richten, der kann unter Umständen viel Geld sparen. Empfehlenswert und immer gratis ist das Caixa Forum, gestiftet von einer Bank. Das Gebäude ist architektonisch spannend, die Ausstellungen wechseln regelmäßig - eröffnet 2008 ist es noch ein bisschen ein Insider-Tipp, drängeln wie im Prado wird man sich hier nicht.

Wichtig ist natürlich auch das Nachtleben in Madrid und hier sprudelt es wirklich. Nachdem man sich von einer Tapas-Bar zur nächsten gearbeitet hat, ist zwar der Magen gefüllt, aber die Nacht noch lange nicht zu Ende. In Sachen Tapas empfehle ich z.B. die Casa Labrador (Spezialität Bacalao), das Ñeru (wirklich GUTE Gratis-Tapas) oder El Abuelo (jede Menge Garnelen) Hotspots für lange durchtanzte Nächte sind die Calle de Arenal, die Plaza Santa Ana, das gesamte Viertel Chueca und die Gegend um die Metro-Station Tribunal. In der Calle Arenal finden sich eher normale Clubs mit House und Dance Music, wer's rockiger mag, der wird sich in Tribunal wohler fühlen. Wer mal was ganz anderes erleben will, der kann eine Travestie-Show in Chueca, dem Regenbogen-Viertel, besuchen.
Und morgens geht's dann ab in die Churrería San Gínes.

Ach, ich beginn die Stadt zu vermissen während ich das alles schreibe - sollte einer meiner Leser demnächst hinfahren, es gibt noch sooo viel mehr Tipps, die ich für euch hätte, aber es hat einfach nicht alles Platz. Fragt also einfach nochmal nach!

Manchego: el queso manchego ist ein spanischer Käse aus der Region Castilia-La Mancha. Meist wird er eben nur Manchego genannt und er fehlt normalerweise auf keinem plato de ibericos, also einer Vorspeisenplatte voller spanischer Köstlichkeiten. Erhältlich ist der Käse in verschiedenen Reifegraden, je nachdem ist er dann weicher und mild (fresco, semicurado) oder schon ein festerer Schnittkäse mit mehr Aroma (curado) bis hin zu einem Hartkäse, der an Parmesan erinnert (viejo) - wobei man den Vergleich zum Parmesan niemals vor einem Spanier ziehen sollte: für die Spanier ist ihr Manchego schlicht weg El Queso, also DER ultimative Käse. Das geht soweit, dass Käse essen zu einem ausgewachsenen Event wird. Kurz nachdem ich in Spanien begonnen hatte zu arbeiten, wollten meine Kollegen eine Manchego-Party machen - unser Chef hatte von ihnen einen 2-3kg schweren Käselaib zu Weihnachten bekommen. Ich musste aber genau da zur Uni, was für meine Kollegen plötzlich ein Drama war. "Aber dann verpasst du ja DEN Käse..." waren alle ganz entsetzt, und das nicht nur weil ich aus Österreich komme und sie "der Fremden" den Käse schmackhaft machen wollten, sondern weil man sich Manchego und eine Feier entgehen lässt... Er ist aber auch wirklich gut. Was in Spanien auch beliebt ist "queso con membrillo" - Käse mit einem festem Quittengelee,ein geschmackliches Erlebnis. Eine spezielle Delikatesse ist Manchego, eingelegt in gutem nativen Olivenöl...klingt erst mal gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber. Und vor allem macht das Einlegen den Käse länger haltbar - als ich von einer Freundin, die mich in Wien besuchte, aus Castilia-La Mancha einen kindskopfgroßen 2 Kilo schweren Käse bekommen habe, war klar, dass man den nicht einfach so essen kann. Also wurde er stückweise an liebe Menschen weitergegeben, damit nciht nur ich sowas Gutes habe und der - immer noch beachtliche Rest - eben eingelegt.

Murcia: Murcia ist einerseits eine Stadt und eine Comunidad (also in etwa ein Bundesland) im Süden Spaniens. Die Stadt selbst liegt ein bisschen landeinwärts, aber es gibt in der Comunidad zahlreiche Orte, die an der Mittelmeerküste liegen. Ich selbst war in San Pedro del Pinatar, einem Ferienort. Allerdings, so schien mir damals, mehr für spanische Touristen, die hier eine Ferienwohnung haben, als für Ausländer. Der Ort liegt (wie fast alle Badeorte der Region) am Mar Menor, einer geschützen Bucht, wo das Wasser, weil jegliche Strömung fehlt, warm wird wie in der Badewanne. Als bekennender Atlantik-Fan muss ich sagen, erfrischend ist was anderes. Murcia selbst ist eher kein klassisches Touristenziel und ich kann nicht viel darüber erzählen, aber ein kurioses Detail am Rande habe ich doch zu bieten: wer sich Spanier immer klein, drahtig, braungebrannt und schwarz-haarig vorstellt, der wird in der Gegend um Murcia sein blaues Wunder erleben oder eigentlich sein rotes. In grauer Vorzeit hat es selbst die Wikinger mal nach Murcia verschlagen und was geblieben ist, sind großgewachsene, rothaarige Spanier, voller Sommersprossen und mit einer Haut, die nach Lichtschutzfaktor 50+ schreit! 

Montag, 16. April 2012

L wie...

Levante: der Levante ist einer der beiden Winde, der gerne über die Südspitze Andalusiens hinweg fegt. Der Levante kommt meist aus Südost, aus Afrika also. Obwohl er Orte wie Tarifa oder Algeciras zum Paradies für Kite-Surfer macht, kann er anderen das Urlaubsvergnügen trüben. Der Levante kann an Stränden zu derartigen Sandstürmen führen, dass man sich kaum noch rühren kann - jedenfalls ist man am Ende eines Levante-Tages am Strand komplett paniert, wie ein Schnitzel! Auch die Einheimischen mögen den Levante nicht, denn sie behaupten, er mache die Menschen ein wenig verrückt, sodass an Levante-Tagen z.B. besonders viele Unfälle passieren...


La Leche: auf Deutsch die Milch. La leche ist auf spanisch ein vielschichtiges Wort. Einerseits bezeichnet es natürlich meistens eben einfach das Nahrungsmittel Milch. Andererseits wird man, wenn man sich mit Spaniern unterhält, vielleicht einmal über die Ausdrücke "es de mala leche" oder einfach "es la leche" stolpern und sich wundern was denn Milch in einer Unterhaltung über den letzten Diskobesuch zu suchen hat! Man muss dann ein bisschen auf den Unterton, der in der Stimme des Gegenübers mitschwingt achten - denn der Ton macht die Musik! "Es la leche"  mit einem begeistert freudigen Klang in der Stimme bedeutet soviel wie "das ist spitze, klass, etc." "Es de mala leche" sagt man normalerweise über eine Person und der Klang in der Stimme wird nicht mehr so freundlich sein... "wie verdorbene Milch sein" sagt ja wohl schon einiges. Wer das sagt, hält wohl eher weniger von der betroffenen Person, sondern meint sie habe einen schlechten Charakter.

Mittwoch, 4. April 2012

K wie...

Karwoche: Semana Santa, die heilige Woche - wie die Karwoche in Spanien heißt, ist angebrochen. Und wer sie nicht miterlebt hat, der würde nicht glauben, was für einen Kult die Spanier rund um sie treiben. Vom Palmsonntag Abend bis zum Ostersonntag gibt es in jedem noch so kleinen Ort gewaltige Osterprozessionen. In Spanien, wo die heilige Jungfrau Maria ganz extrem verehrt wird, hat jede Kirche ihre eigene ganz spezielle Maria, die einen Beinamen trägt. Da gibt es die Mater Dolorosa, die Virgen de la Macarena, die Virgen Inmaculada Concepción, die Virgen de la Asunción, die Virgen de la Almudena... 


Jede Kirche hat "ihre" Maria als Statuette und die wird zur Karwoche ganz besonders rausgeputzt: sie bekommt ein feines Kleidchen angezogen und wird auf einem Prozessionswagen präsentiert. Diesen Wagen, oder vielmehr dieses Gestell, denn es hat keine Räder, tragen dann Kirchenmitglieder bei der Prozession durch die Straßen. So ein Gestell samt Maria wiegt ungefähr 200-300 Kilogramm und wird von 10 bis 15 Männern getragen. Die Männer dürfen sich dafür die Schulter nur mit einem Leinentuch bedecken, das Gestell und die Träger werden unter einer Decke verborgen, sodass es auch noch ziemlich heiß und stickig wird. Wer im vergangenen Jahr besonders viele Sünden begangen hat, der geht beim Tragen der Maria barfuß am Asphalt - eine besondere Strapaz um Abbitte zu leisten. 


Wichtig sind auch die, die vor dem Prozessionswägen gehen und mit Trommeln und Gesängen den Rhythmus der Prozession angeben und Pausen für die Träger einbauen. Traditionell sind diese Männer in Capes und spitzen Kapuzen gekleidet und schauen insgesamt aus wie Mitglieder des Ku-Klux-Klans. Die Kinder haben vor ihnen meistens ziemlich angst, also versuchen die Spitzhüte sie mit Zuckerln zu bestechen - das klappt aber oft nicht so ganz. 


Die Umzüge zur Karwoche sind im Norden meistens wirklich noch feierlich und andächtig, aber je weiter man Richtung Süden kommt, umso mehr kommt bei den Prozessionen freudige Fortgeh-Stimmung auf. In Sevilla, wo man die Maria Macarena vereehrt, ist es zum Beispiel üblich, dass die Menge wenn sie die Maria erblickt zu toben beginnt und "Macarena, Guapa" skandiert - also "Maria, die Schönheit." Wenn man dabei ist, kann man sich der Faszination nicht entziehen und schreit sofort mit.


Die Vorbereitungen für die Semana Santa und die Umzüge gehen übrigens schon zeitig los. Eine Deutsche, die in Spanien lebt, hat mir erzählt, dass im Keller ihres Wohnhauses mehr oder weniger das ganze Jahr eine Musikkapelle für den Umzug probt - ohne Rücksicht auf die Nachbarn... Ich selbst konnte diesen Februar in Cordoba beobachten, wie sich die Träger der Marien-Statue vorbereiten - das Gestell wird mit Ziegelsteinen beladen, sodass es in etwa das Gewicht bekommt, das es mit Maria und einem Baldachin haben wird und dann wird es mit nacktem Oberköper durch die nächtlichen Straßen geschleppt...


Katholizismus: Wer den obigen Text über die Events in der Karwoche gelesen hat, dem müssen die Spanier erzkatholisch vorkommen. Und irgendwie sind sie das ja auch... also ein Kind nicht zu taufen, käme, selbst wenn man nie in die Kirche geht, nicht in Frage. Dass der Freund bei der Tochter zuhause schläft - sei es im gleichen Zimmer oder auch nur in der gleichen Wohnung - kommt nicht in Frage, selbst wenn die Tochter auf die 30 geht (spanische Kinder werden spät flügge). Ohne Trauring geht da nichts. 
Tatsache ist aber, die jungen Spanier gehen wie die meisten Mitteleuropäer maximal zu den hohen Feiertagen in die Kirche. Und so katholisch das Land ist - in den großen Städten haben sämtliche Läden sonntags offen, da gibt es keine Debatte. Auch die Ehe für Homosexuelle ist in Spanien schon wesentlich länger erlaubt als in Deutschland oder Österreich. Die Medaille hat eben zwei Seiten, warum manches selbstverständlich ist und anderes so antiquiert wirkt, muss man ja nicht unbedingt nachvollziehen können...

Kiffen: scheint in Spanien irgendwie ziemlich normal zu sein. Als ich meine zukünftige WG begutachtet habe und mir die Mädls dort sagten, dass sie abends gern rauchen, habe ich überhaupt nicht überrissen was gemeint ist... umso überraschter war ich dann vom Dunstschleier in unserer Wohnung! Ich persönlich find den Geruch ja eher grausig... Jedenfalls, wer als junger Mensch in Spanien unterwegs ist, der bekommt früher oder später einen porro, also Joint angeboten -  das Angebot anzunehmen oder nicht, bleibt einem selbst überlassen. Missverständlich kann für Spanisch-Anfänger auch das Angebot von chocolate sein - hiermit ist in bestimmten Fällen absolut keine Schokolade gemeint!

Dienstag, 3. April 2012

J wie...

Jaén: Jaén ist eine der Provinzen Andalusiens und auch der Name der Provinzhauptstadt. Die Provinz Jaén ist eine wichtige spanische Region, da hier etwa 80% aller spanischen Olivenbäume wachsen. Die Felder mit den Bäumen sind schier endlos, ziehen sich über etliche Hügel und Täler. Die silbrig-schimmernden Bäume stehen brav in Reih' und Glied und werfen je nach Tageszeit auch noch ganz gleichmäßig ihre Schatten auf den Boden, was den Eindruck perfekter Symmetrie in den Olivenhainen noch verstärkt. 
In Spanien wird für die Olivenölproduktion vor allem der zwei-stämmige Olivenbaum gezogen. Seine Früchte sind besonders ölhältig. Traditionelle werden Oliven von Hand geerntet in dem man die Äste mit Stöcken leicht schlägt. Größere Ölmühlen haben für die Ernte aber auch "Rüttel-Maschienen". Die Oliven werden vor dem Pressen nicht entsteint, der Kern wird mit zerkleinert und dann das Öl aus der entstandenen Paste herausgepresst. Dabei gilt dass 5-8kg Oliven etwa einen Liter Öl ergeben. Die erste Pressung ergibt das Aceite de Oliva Extra Virgen, kaltgepresst und von besonders hoher Qualität. In Jaen bekommt man es oft auch noch ungefiltert, naturtrübes Öl also. Eine zweite Kalt-Pressung ist möglich, das Öl ist dann das Aceite Virgen. Um noch mehr Öl aus der Maische zu bekommen kann man sie erhitzen und zentrifugieren, dieses Öl ist dann aber raffiniert und von minderer Qualität. In spanischen Haushalten gibt es meist sowohl natives als auch raffiniertes Olivenöl, das eine für den Salat, das andere zum Kochen.
Die Provinzhauptstadt Jaén scheint leder dem Verfall preisgegeben - neben den Sehenswürdigkeiten, der Kathedrale und den arabischen Bädern, wird hier offenbar kaum etwas renoviert oder instandgehalten, die Häuser am Hauptplatz rund um die Kathedrale bröckeln vor sich hin. Was Jaén auch noch auszeichnet: die vielen engen Straßen die steil bergauf und -ab gehen, es ist hier extrem hügelig. 


Jeréz de la Frontera: die Sherry-Stadt. Zusammen mit San Lucar de Barrameda und El Puerto de Santa Maria bildet Jeréz das Sherry-Dreieck. Nur Weine aus dieser Region dürfen sich Vino de Jeréz nennen. Der Sherry ist ein Verschnittwein aus mehreren Jahrgängen, gereift unter einer zarten Schimmelschicht, la flor -  der Blume, in Eichenfässern. Diese Fässer werden nach etwa 12 Jahren übrigens nach Schottland verkauft, wo die Schotten ihren Scotch drin ausbauen. Sie schätzen nämlich den feinen Beigeschmack des Sherry. Sherry gibt es in verschiedenen Reifegraden von ganz trocken, dem Fino, bis ganz süß, dem Oloroso dulce. Der Besuch einer Bodega, einer Sherry-Kellerei samt Verkostung ist absolut empfehlenswert und sollte für Genussmenschen einfach zu einer Andalusien-Reise gehören.
Weitere Highlights in Jeréz sind der Alcazabar (eine maurische Festung) und die Kathedrale. Für Pferde-Narren ist außerdem ein Besuch der königlichen Hofreitschule empfehlenswert. 

I wie...

Islas Baleares: die Balearen, also Mallorca, Menorca, Formentera und Ibiza, sind eine Inselgruppe im Mittelmeer und liegen etwa auf der Höhe Kataloniens. Auf den Balearen wird, neben Spanisch, ein Dialekt des Katalanischen gesprochen. Mit Mallorca assoziieren die meisten sicher erst mal den Ballermann - nicht umsonst wird Mallorca manchmal zärtlich als 17. Bundesland Deutschlands bezeichnet. Ich selber habe mir leider noch kein BIld von Mallorca machen können, weiß aber aus zuverlässiger Quelle, dass die Insel zur Nebensaison also vor Juni und nach September, ihre schönen und ruhigen Seiten hat. Zum Beispiel gibt es im Westen Mallorcas ein Gebirge zu entdecken und im Osten überziehen große Salzfelder die Insel - Salz besonderer Qualität und mit verschiedenen Geschmäckern ist auch eine Spezialität der Insel. 
Menorca ist die kleine Schwester Mallorcas und gilt als wesentlich ruhiger und untouristischer, ähnliches gilt für Formentera. Ibiza hingegen ist die Partyinsel - ein cooler Club reiht sich an den nächsten und tagsüber kann man am Strand den Kater überwinden oder die vom Tanzen müden Beine ausruhen. Zu meiner Zeit organisierte das spanische Erasmus-Netzwerk einen Trip nach Ibiza für Erasmus-Studenten verschiedener Universitäten... und der war natürlich ganz schnell ausgebucht!


Islas Canarias: die Kanarischen Inseln, liegen westlich von Afrika. Zu den Kanaren gehören Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera, Lanzerote, Fuerteventura und La Palma. Die Inselgruppe stellt eine eigene autonome Region dar. Die Kanarischen Inseln sind landschaftlich sehr interessant: durch die spezielle geographische Lage hat z.B. die Hauptinsel Gran Canaria drei verschiedene Klimazonen! Es gibt eine Wüste mit geschwungenen Sanddünen, eine steppenartige Klimazone sowie eine subtropische Zone in der Kaffee und Bananen gedeihen. Platanos de las Canarias, also Bananen von den Kanaren sind in Spanien sehr beliebt, ein regionales Produkt eben. Ich habe oft erlebt, wie Leute im Supermarkt nach eben diesen Bananen gefragt haben und ganz enttäuscht abgezogen sind, wenn's nur die aus Costa Rica gab. 
Sehenswert sind die Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria, im Westen der Insel es gibt mehrere Kakteengärten zur Besichtigung. Imposant ist auch die schwarze Kathedrale von Las Vegas (ja es gibt wirklich und tatsächlich auch hier eines), die sich ganz deutlich von den restlichen weißen Häusern im Ort abhebt. Auch die Bananen- und Kaffeeplantagen sind beeindruckend. Als junger Mensch sollte man sich aber nicht allzu viel Party-Leben von der Insel erwarten. Die wichtigsten Touristenorte sind eindeutig eher auf Familien ausgelegt.




Teneriffa ist vor allem für das bunte Treiben zum Karneval berühmt, der hier ungefähr genauso schrill und festlich begangen wird in Köln oder Venedig. 
La Gomera ist eine Insel mit Stränden aus vulkanischem Gestein und Urwäldern in denen man sich verlieren kann. Der (Kinder-)Buchautor und Alltagsphilosoph Janosch hat sich schon vor Jahrzehnten auf eben diese Insel zurückgezogen und sucht den Abstand von der Tigerente auf die er so oft reduziert wird... Wer die Kanaren entdecken möchte, für den werden sich zahlreiche Pauschalangebote finden - Insel-Hoppen kann man dann per Boot immer noch! 


Sonntag, 1. April 2012

H wie...


Huelva: Huelva ist eine Provinz in der autonomen Region Andalusien und bezeichnet auch die Provinzhauptstadt. Huelva, egal ob Stadt oder Provinz, gehört nicht zu den klassischen Zielen von Touristen in Andalusien. Huelva teilt sich zusammen mit der Provinz Almería die zweifelhafte Ehre, Obst und Gemüse für den Rest der Welt zu produzieren. 


Unter riesigen Plastikplanen und mithilfe von illegalen Erntearbeitern. Oft sind es Schwarzafrikaner, wobei ich auch schon gelesen habe, dass man in Huelva, dessen absoluter Exportschlager Erdbeeren sind, Frauen aus Rumänien und Polen für die Ernte bevorzugt. Erstens leichter mit den Papieren, zweitens sind die Damen angeblich "zärtlicher" bei der Ernte der kostbaren Feldfrucht, die ja nicht matschig werden soll. 


Aber man sollte Huelva auch sein Gutes lassen. Entfernt man sich von der industriell geprägten Hauptstadt in Richtung Osten, wird die Atlantikküste auch hier richtig schön, es gibt besonders viele Muscheln, sogar Jakobsmuscheln kann man finden. Und die Pinienwälder scheinen sich endlos zu ziehen. Außerdem darf sich Huelva damit ziehren, dass Christoph Columbus hier, nämlich im Kloster La Rabida, nahe der Provinzhauptstadt, seine erste Überfahrt nach Amerika plante.




Huevo: ist das spanische Vokabel für das Ei. Aus einem Grund, der mir bis heute nicht nachvollziehbar ist, steht man in einfacheren spanischen Lokalen wahnsinnig darauf, jedes Gericht durch die Zugabe eines Spiegeleies zu bereichern. Ein klassischer spanischer plato combinado - auf Deutsch soviel wie ein zusammengestellter Teller - besteht in 99% aller Fälle aus Fleisch oder Würsten mit patatas fritas, also Pommes, eventuell Salat und auf das ganze kommt dann das Spiegelei. Auch das spanische Nationalgericht, die Tortilla Española, besteht aus Kartoffeln und Ei. Wie meine Mitbewohnerinnen mir erklärten ¡super sano! also total gesund. Auch weil ja alles nur mit Olivenöl gekocht wird und das steht hier schon mal Gesundheit per se! 
Auch wenn das mit dem Cholesterin und den Eiern angeblich eine Lüge ist und ich als Biologin es besser wissen sollte - ich hätte zu gern meinen Cholesterinspiegel vor und nach meinem Auslandssemester feststellen lassen. Aber die guten Ideen kommen dann eben doch oft zu spät... 



G wie...

Galicia: ist eine Autonome Region im Nordwesten Spaniens. Im Deutschen kann Galizien auch für eine historische Region in Polen und der Ukraine stehen, darum geht's hier aber nicht. Galizien liegt am Atlantik und grenzt im Süden an Portugal. Die lokale Sprache, das Gallego, ist mehr als ein Dialekt und gehört zu den vier spanischen Amtssprachen ("Hoch"-Spanisch, Katalan, Baskisch und Gallego). Gallego klingt aufgrund der Nähe zu Portugal schon ein bisschen portugiesisch - es enthält zum Beispiel ganz viele weiche "sch"-Laute. Der amtierende spanische konservative Ministerpräsident, Mariano Rajoy, stammt aus Galizien. Wichtige Städte in der nord-westlichsten Provinz sind A Coruña und Santiago de Compostela, das Ziel der Pilger am Jakobsweg. Typische Köstlichkeiten aus der Provinz Galicia sind der Ribeiro, ein Rotwein und der Pulpo a la Gallega, eine mehrere Stunden weich gekochte Krake mit Paprikapulver bestreut - klingt vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber tatsächlich!

Gibraltar: ist ein Überseegebiet, das zu Großbritannien gehört, aber auf der iberischen Halbinsel liegt. Das Gebiet rund um den großen Felsen von Gibraltar fiel 1704 während des Erbfolgekrieges an die Briten. Spanien hat deren Souveränität in Gibraltar aber niemals anerkannt. Wer nach Gibraltar will, der muss im spanischen Ort La Linea de la Concepción das Auto stehen lassen und die Grenzkontrolle passieren. Dann geht's flott über das Flugfeld von Gibraltar rein in die Kronkolonie... und ja: man geht tatsächlich als Fußgänger mitten über die Rollbahn - es ist also absolut anzuraten, die Ampelregelung zu beachten und nicht bei rot loszulaufen! Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bevölkerung Gibraltars evakuiert und der Felsen wurde zu einer riesigen Militärfestung - die Forts von damals verrotten heute so vor sich hin... Die Bevölkerung von Gibraltar spricht Englisch, die einzige offizielle Amtssprache, aber auch Spanisch, manchmal auch eine recht schräge Mischung aus beidem. Zurück zu Spanien will man in Gibraltar nicht, so richtig britisch fühlen sich viele aber auch nicht. Die UNO sieht Gibraltars Status als bilaterales Problem und überlässt die Lösung den beiden betroffenen Staaten.


Sehenswürdigkeiten in Gibraltar sind am Kap Europa die große Moschee, dann der große Felsen mit der imposanten Tropfsteinhöhle und natürlich die kleinen Berberäffchen - die einzigen Affen, die auf europäischen Boden leben! Die Tierchen sind rotzfrech und mopsen den Touristen gern mal Eis oder Limonaden und Knabberzeugs. An klaren Tagen beeindruckt der Blick rüber nach Afrika, das dann wirklich zum Greifen nah wirkt. Leider, denn zahlreiche Afrikaner lassen sich von diesem Blick trügen und versuchen nach Europa überzusetzen - viele lassen dabei ihr Leben. Und jene, die es herüber schaffen, enden allzu oft als illegale Erntearbeiter im Mar del Plastico, dem Meer von Plastikplanen unter denen Gemüse und Obst für den Rest Europas gezogen werden.


Die Spanier haben den Briten übrigens offenbar nie verziehen, dass diese sich Gibraltar einverleibt haben. Wie ein Sevillano mir einmal im Spaß erzählte: "In ganz Andalusien, auch in Sevilla, dienen Pomeranzenbäume als Zierde und Alleebaum. Die Früchte dieses Baumes sind Bitterorangen - die verkaufen wir nach England, wo die Briten ihre scheußliche Marmelade damit machen - das ist unsere Rache für Gibraltar!"

Guardia Civil: die Guardia Civil ist eine Form der spanischen Polizei, deren Einrichtung auf die Zeit Francos zurückgeht. In Spanien gibt es mehrere Arten von Gesetzeshütern: die Polizei - Policia eben, dann die Policia Municipal, also eine Stadtpolizei, die jeweils nur für "ihre" Stadt zuständig ist und dann noch die Guardia Civil. Was genau jetzt die feinen Unterschiede macht, welche Delikte wer verfolgt oder ahndet, ob es unterschiedliche Aufgabenbereiche oder ähnliches gibt, hat mir bis jetzt auch kein Spanier schlüssig erklären können. Aber - soviel weiß auch ich - die Guardia Civil ist gefürchteter als der Corps der Policia, denn die Strafen, die sie vergibt sind in der Regel wesentlich höher, z.B. bei Geschwindigkeitsübertretungen und ähnlichem. 

Mittwoch, 28. März 2012

F wie...

Franco-Ära: Francisco Franco regierte Spanien von 1939 bis zu seinem Tod 1975 diktatorisch. An die Macht kam der Caudillo (Führer) nach einem Militärputsch gegen die republikanische Regierung im Jahr 1936 und dem darauf folgenden Spanischen Bürgerkrieg, der bis 1939 andauerte. Seine Politik wurde von Deutschland und Italien gestützt. Nachdem diese Länder nach dem 2.Weltkrieg aber demokratisch wurden, war Spanien ab 1945 wirtschaftlich eher isoliert - bis in den 60er Jahren der Massentourismus als Wirtschaftsfaktor entdeckt und gefördert wurde. Ähnlich den anderen faschistischen Regimes in Europa war Francos Politik gekennzeichnet durch die Unterdrückung, Verfolgung und Inhaftierung politisch Anders-Denkender.
Die spanische katholische Kirche stützte das System, die Regierung war konservativ. Dazu ein skurriles Detail am Rande: unter Franco war es üblich, dass Frauen an der Universität ein bestimmtes Fach studierten - Marialogie, die Lehre über alles was die heilige Jungfrau betrifft. Das Studium dauerte 3 Semester. 
Interessanterweise war der Diktator Monarchist und erklärte Spanien bereits 1946 wieder zu einem Königreich. Dementsprechend bildete er den heutigen König Juan Carlos I. als seinen logischen Nachfolger heran und dieser führte den Staat ab 1975 als demokratische konstitutionelle Monarchie.
Franco verstarb am 20. November 1975 und liegt in einer Felsen-Kathedrale im Valle de los Caídos (Tal der Gefallenen) in der Sierra Guadarrama nahe Madrid begraben. Wer sich von Madrid aus mit der Schnellbahn Richtung San Lorenzo de El Escorial - der Grabstätte der spanischen Könige - aufmacht, der wird auf dem Weg ein überdimensionales Kreuz mitten in den Bergen stehen sehen. Das ist das Grabmal. Erbaut wurde es angeblich von Zwangsarbeitern. Noch heute treffen sich hier am 20. November Franquisten und veranstalten Gedenkfeiern.
Wer mehr über den Spanischen Bürgerkrieg und die Ära Franco wissen und dabei zusätzlich gut unterhalten sein möchte, dem empfehle ich die Madrid-Trilogie von Rafaél Chirbes - die drei Bücher begleiten mehrere Familien über mehrere Generation und schildern das Leben unter der Diktatur von Seiten der politischen Befürworter und der Gegner. Lesenswert sind auch "Die Stimmen des Flusses" von Jaume Cabré und "Mein Katalonien" von George Orwell. 


de la Frontera: je weiter man in den Süden Richtung Andalusien kommt, umso mehr Ortsnamen á la "XY de la Frontera" kommen einem unter. Da wäre Jerez de la Frontera, die Sherry-Stadt. Dann Conil de la Frontera am Meer und Vejer de la Frontera im Bergland, beides klassische pueblos blancos, weiße Dörfer wie man in Andalusien ganz viele findet. Von Palos de la Frontera startete Columbus seine erste Expedition in Richtung "Indien" bzw. Amerika. Außerdem gibts noch Arcos, Jimena, Chiclana de la Frontera und und und...


Replika des Schiffes von Christoph Columbus in Palos de la Fnt.; Hauptplatz von Vejer de la Fnt.;
Sherryfässer in Jerez de la Fnt.; Häuserzeile und Meer in Conil de la Fnt. (im Uhrzeigersinn)


Der Namenszusatz "de la Frontera" gibt an, dass sich diese Städte einstmals - während der Reconquista der maurischen Gebiete durch die christlichen Könige Spaniens - eben an der Grenze, auf Spanisch la frontera, zwischen christlichem Königreich und maurischem Kalifat befanden. Viele dieser früher heiß umkämpften Orte sind heute wunderschön und einen Besuch wert!

Montag, 26. März 2012

E wie...

Embutidos: ist ein Sammelbegriff, der all die köstlich-fettig-üppigen Würste bezeichnet, die Spanien so zu bieten hat. Die gängige mitteleuropäische Meinung ist vielleicht, dass die spanische Küche mediterran und leicht sei und das mag für die Küstenregionen auch stimmen... aber Zentralspanien, also Kastilien oder auch die Extremadura, ist voller - im wahrsten Sinne des Wortes - fleischlicher Genüsse! 


Jede Menge Würste...daran darf's auf einem Tapas-Teller nicht fehlen!
(http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AEmbutidos_de_Requena.jpg - By Federación Valenciana de Municipios y Provincias)
Spanische Würste sind meist eher derb und kräftig gewürzt - da ist die Salchichón, eine Art Salami; die Chorizo ist knallrot, soviel Paprikapulver steckt in ihr; die Sobrasada ist eine ganz weiche und feine Wurst, ein bisschen wie Streichwurst auch mit sehr viel Paprika; dann ist da noch Lomo, die Schweinelende, die geräuchert und dünn aufgeschnitten wird. Und spanische Blutwurst gibt es auch, Morcilla, eher lind gewürzt und mit sehr viel Reis drinnen. 
Dem Spanier sind seine Embutidos sehr wichtig: die Familie einer meiner spanischen Freundinnen lebt in Madrid, aber ihre Embutidos holen sie immer in Salamanca, kurz vor Weihnachten, einen Vorrat für das ganze nächste Jahr!!! Denn angeblich gibt es in der Gegend um Salamanca die besten Embutidos. Und was ich weiß, machen andere Familien das ganz genauso... Embutidos sollten bei keiner Jause und auf keiner Tapas-Platte fehlen. Viele Würste landen auch in den deftigen Eintöpfen (Cocido), die für Zentralspanien typisch sind. Wer in Spanien herumreist, wird auch noch regionale Embutido-Spezialitäten wie Fuet oder Chistorra kennenlernen und an den Klassikern unter den Würsten auf keinen Fall vorbeikommen!


Erasmus: spätestens seit dem Film "L'Auberge Espagnol - Barcelona für ein Jahr" von Cedric Klapisch ist Erasmus in Spanien Kult. Wobei ein Erasmus-Semester, egal wo in der Welt, für immer ein Erlebnis bleibt. Ich würde absolut jedem Studenten und jeder Studentin dazu raten, sich ein Auslandssemester zu organisieren. Ich kenne glückliche spanische Erasmus-Veteranen aus Barcelona, Pamplona, Cáceres, Coruña und natürlich ganz ganz viele aus Madrid! Egal wo im quirrligen Spanien, die Nächte können immer zum Tag werden - und als Student/in steckt man diese Nächte zum Glück auch noch gut weg... Außerdem: über den Tellerrand zu schauen, eine neue Uni samt eigener Uni-Kultur zu entdecken, neue Leute aus aller Welt kennenzulernen oder auch im Ausland zu arbeiten, ist die Erfahrung auf alle Fälle wert! 

Sonntag, 25. März 2012

D wie...

Donostia-San Sebastián: San Sebastián liegt ganz im Norden Spaniens an der Küste, nur 20km von der französischen Grenze entfernt und gehört zum spanischen Baskenland, daher auch der baskische Name Donostia, was auch nichts anderes heißt als heiliger Sebastian. Die Stadt wirkt von Weitem ein bisschen wie ein kleines, europäisches Rio de Janeiro - da ist der langgezogene Strand der Bucht la concha (die Muschel) und dann noch eine Christus-Statue (El Sagrado Corazon), die auf dem Hügel Mont Urgull über der Stadt aufragt.


San Sebastián bei Nacht, im Bild vorne der Kursaal  (http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ADonosti13.jpg
By MikelUzkudun (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (www.creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons)

Cineasten ist San Sebastián vielleicht ein Begriff, da hier jedes Jahr im September das "San Sebastián International Film Festival" (span. Festival Internacional de Cine de San Sebastián) stattfindet. Dann tummeln sich zahlreiche Prominente aus der Filmbranche in der kleinen baskischen Stadt am Red Carpet vor dem Kongresszentrum "Kursaal" - das tatsächlich auch auf spanisch Kursaal genannt wird. 

Generell gilt die baskische Küche als eine der besten Spaniens - und das trifft besonders auf Küche und Gastronomie in San Sebastián zu. In keiner anderen Stadt weltweit gibt es eine derartige Dichte an Michelin-Sternen und Spitzenköchen! 
Beachtenswert ist auch der trockene Weißwein aus der Gegend um Donostia, der Txakoli (sprich: Tschakoli). Da Spanien allgemein eher ein Land ist, das für seine Rotweine berühmt ist, würde man nicht annehmen, dass es hier gute spritzig-trockene Weißweine gibt. Und es ist auch tatsächlich nicht so leicht, einen guten Weißen zu finden, wenn man den nun mal bevorzugt. Der Txakoli sticht hier sicher heraus. Wer mal in Madrid ist und einen guten vino blanco español kosten möchte, der gehe in die Calle Cava Baja °26, ins La Txakolina, wo der Txakoli auch fernab seiner baskischen Heimat ausgeschenkt wird!