Sonntag, 15. Juli 2012

V wie...

Valencia: liegt am Mittelmeer, südlich von Barcelona auf gleicher geographischer Höhe mit Mallorca und ist Hauptstadt der Comunidad Valenciana. Als Madrileña liebe ich Madrid und halte weit weniger von Barcelona...und finde Valencia ist der perfekte Kompromiss zwischen diesen beiden spanischen Großstädten. Valencia ist übrigens nach Madrid und Barcelona auch die drittgrößte Stadt des Landes und vereint eben alles was an diesen beiden Städten toll ist in sich, ist zumindest meine Meinung. Wie Barcelona liegt es am Strand und hat ein typisches mediterranes Flair, fast noch mehr als Barça. Die Leute hier sind offener und freundlicher als die oftmals zugeknöpften Katalanen, das ist also ein bisschen mehr wie in Madrid. Das Nachtleben hat in allen drei Städten was zu bieten. Ich erinnere mich bei Valencia an laue Abende auf weiten Plazas mit Agua Valenciana, valenzianischem Wasser - also Sekt Orange.

Die Ciudad de las Artes y Ciencias



Das raum-hohe DNA Modell im Museo de las Ciencias
Valencia bietet eigentlich für jeden etwas: für Historiker die Gebäude der Altstadt, also mittelalterliche Befestigungsanlagen, die Seidenbörse, die Kathedrale. Für Wasserratten ganz klar den Strand. Für Fans moderner Architektur, Kulturinteressierte wie für Familien die Ciudad de las Artes und Ciencias - die Stadt der Künste und Wissenschaften. Die optisch faszinierenden Gebäude dieser Stadt in der Stadt wurden vom berühmten Architekten Santiago Calatrava erbaut, selbst ein Valenzianer. Hier befinden sich ein Konzertsaal, Auditorien, ein riesiges Museum für Wissenschaften und das größte Aquarium Europas. Gerade das Wissenschaftsmuseum ist ein Highlight: ich war damals in Valencia mit zwei Freundinnen, keine von beiden ist wirklich wissenschaftsbegeistert. Als Biologin wollte ich aber unbedingt in dieses Museum.  
Im Endeffekt haben die beiden dort fast noch mehr Spaß gehabt als ich und wir waren bei allen vorangegangen Diskussionen und Vorbehalten fast 6 Stunden in diesem Museum - es ist also echt empfehlenswert, auch für Museumsmuffel.

La Paella - que rico!
Außerdem ist Valencia kulinarisch ganz vorn dabei: von hier stammt ursprünglich DAS spanische Nationalgericht, die Paella. Die sollte man sich hier also auf gar keinen Fall entgehen lassen. 

Und dann sollte man sich auf alle Fälle die Markthalle von Valencia ansehen und vielleicht auch etwas Gutes kaufen. Die Markthalle ist architektonisch spannend, sie wirkt wie ein kleiner Jugendstil-Glaspalast mit seiner Metallkonstruktion, den Verglasungen und der großen Kuppel. Und drinnen gibt es alles was das Herz begehrt: liebevoll zu Pyramiden gestapeltes Gemüse und saftiges Obst, beim Fleischer baumeln riesige patas, Schinkenbeine, von der Decke des Marktstandes. Beim Fischhändler liegen verschiedenste Arten und Größen von Garnelen kiloweise auf einem Eisbett. Hülsenfrüchte, Nudeln und Nüsse werden nach Bedarf auch in kleinen Mengen aus Jutesäcken heraus verkauft. Und das ganze ist auch nicht teurer als im Supermarkt.

Den Partylöwen sei eine Reise nach Valencia besonders im März angeraten, denn da befindet sich die Stadt im feierlichen Ausnahmezustand. Die Fallas de Valencia finden statt. Das ist ein Volksfest für das eigene Gilden das ganze Jahr über an überdimensionierten Puppen aus Holz und Pappmaché arbeiten. Diese werden dann feierlich in einer Parade vorgeführt, die schönsten Puppen werden gekürt und dann gibt es ein Inferno, bei dem die Puppen verbrannt werden. Woher genau dieses Fest kommt, und was der Sinn des großen Feuers ist, ist unklar. Dabei sein ist trotzdem ein Erlebnis.

U wie...

U-Bahn: in Spanien Metro genannt, ist in den großen spanischen Städten wie Madrid und Barcelona wohl das wichtigste Verkehrsmittel, mit dem man als Tourist am besten vorankommt. In Valencia gibt es zwar auch U-Bahnen, aber hier kann man auch mit der in Spanien sonst seltenen Straßenbahn schnell von A nach B kommen und dabei auch noch die Stadt anschauen, anstatt einen Tunnelblick zu entwickeln. In Madrid oder Barcelona gibt es zwar auch Busse aber als Tourist wird man sich mit den etwas seltsam gestalteten Busfahrplänen nicht gleich auskennen, da ist das Metro-Netz einfacher in der Benutzung.

Das Metro-Logo
Gerade Madrid rühmt sich seiner Metro, die gleichsam ein Wahr-zeichen ist. In Tourist-Shops kann man Schlüsselanhänger und Magneten im Design der Metro-Stationen mit den weiß gekachelten Wänden und  dem Metro-Logo erwerben. Und jedes Jahr gibt es eigene Metro-Werbespots, im Jahr 2008 war dieser hier aktuell:


Das Netz ist auch wirklich groß, führt bis in entlegenere Vororte, zusätzlich zur unterirdischen Metro gibt es mittlerweile die oberirdische Metro Ligero, eine Art Straßenbahn in manchen Vororten. Als Wienerin war der U-Bahn Anschluss des Flughafens Madrid-Barajas ein Highlight, der Wiener Flughafen Wien-Schwechat ist denkbar schlecht ans öffentliche Verkehrsnetz angebunden. 
Der Ausbau des Madrider Netzes schreitet auch unbeirrt voran, alleine während meines Erasmus-Aufenthaltes 2008 wurden der Grundstein für die komplett neue Linie 14 gelegt, die Linien 7, 10 und 11 um mehrere Stationen verlängert und die eigentlich schon stillgelegte antike Estación de Chamberí wiederbelebt, diese Station ist im Jugendstil gehalten und ein kleines Metro-Museum.

Woran man sich vielleicht erst mal gewöhnen muss: die Madrider U-Bahn ist eigentlich grauslich, zumindest die alten Linien, also Linie 1 bis 6. Irgendwas funktioniert da mit der Abluft nicht, in den alten Madrider U-Bahnstationen ist es sommers wie winters knallheiß und zugig zugleich. Und für Touristen sind die älteren Stationen auch der Horror - großes Gepäck sollte man nicht dabei haben, denn Barriere-Freiheit ist was anderes, es geht ständig treppauf und treppab, Rolltreppen und Aufzüge sind rar. Dazu kommt das Verhalten der Mitfahrer. Offenbar gehört es in Spanien nicht zur guten Kinderstube den Menschen beizubringen sich die Hand vorzuhalten, wenn man hustet oder niest. Ich selber war knapp davor mich in Adrian Monk zu verwandeln und einen Jahresvorrat feuchter Tücher mitzuführen, nachdem ich mich einmal an einer komplett angerotzten, feuchten Haltestange angehalten hatte...

Am Plaza de Castilla
Auch wenn die U-Bahn in Madrid Kultstatus hat (warum auch immer) und wirklich praktisch und schnell ist - wer als Tourist in die Stadt kommt, dem empfehle ich auch mal den Bus zu nehmen, einfach weil man was zu sehen hat, während der Fahrt. Für Touristen super praktisch sind die Linien 27 und 40. Sie fahren von Süden nach Norden: von Atocha, vorbei am Prado und der Cibeles, am Heim-Stadion von Real Madrid - Santiago Bernabeu - bis zum Plaza de Castillas, mit seinen markanten schiefen Türmen. Man bekommt also einiges zu sehen...