Donnerstag, 26. April 2012

P wie...

Pais Vasco: das Baskenland oder auf baskisch Euskadi. Das spanische Baskenland ist eine autonome Gemeinschaft (mit gewissen Sonderkonzessionen, ähnlich Katalonien) und umfasst die drei Provinzen Bizcaya, Gipuzkao und Álava. Auch Navarra ist baskisch geprägt, gehören aber formell nicht zum Baskenland.

Baskische Volkstänzer
Während das im französischen Baskenland kein Thema ist, gibt es im spanischen Baskenland Stimmen, die nicht nur Autonomie, sondern die komplette Abspaltung des Baskenlandes vom spanischen Staat fordern. Die Organisation ETA versuchte jahrzehntelang  diese Bestrebungen mit Terroranschlägen wie Autobomben und Ermordungen hochrangiger Politiker oder Polizisten durchzusetzen. Derzeit herrscht offiziell Waffenruhe und die ETA gilt als aufgelöst. Ich erinnere mich, dass ich es einigermaßen verstörend fand, als ich auf dem Madrider Flughafen erstmals ein Fahndungsplakat sah, mit dem nach ETA Terroristen gesucht wurde. Es sah ziemlich genau so aus, wie die Kopfgeld-Plakate, die man aus Western kennt. Auch heute kann man auf Bahnhöfen oder Flughäfen noch auf so eine Fahndungsmeldung stoßen. Mehr soll hier zu dem Konflikt nicht gesagt sein, denn das schöne Baskenland hat mehr zu bieten, als organisierten Terror: Bilbao und das Guggenheim -Museum, San Sebastian mit Strand und Spitzengastronomie, oder das geschichtsträchtige Dorf Guernica. 

San Fermin Denkmal in Pamplona
Pamplona: liegt offiziell in der Region Navarra und damit nicht im Baskenland, die baskische kulturelle Prägung ist jedoch recht stark. Das sieht man an den Namen der Bars und Cafés, bei denen man über viele z, x, und k's stolpert. Pamplona ist vor allem für zwei Dinge berühmt: San Fermín, das sind die Feiertage des heiligen Fermín, an denen das berühmte Stierrennen - la corrida - durch die Altstadt stattfindet. Eigentlich organisierter Wahnsinn; die Gassen sind eng und recht verschlugen, es gibt nicht viel Platz um dem Stier auszuweichen. Dementsprechend gibt es auch jedes Jahr einige mehr oder weniger stark verletzte. Aber hinter den Absperrungen als Zuschauer ist man doch recht sicher, wenn man das Ganze zumindest mal gesehen haben will... Die zweite Berühmtheit Pamplonas: Ernest Hemingway. Der Literat lebte einige Zeit in Pamplona, ging hier in diversen Bars ein und aus und diese Lokale vermerken das natürlich bis heute an der Tür. Speziell am Hauptplatz Pamplonas ist es schwer ein Lokal zu finden, in dem Hemingway nicht war. Hemingway schrieb mehrere Essays und Romane über den Stierkampf, der es ihm angetan hatte, und über den Spanischen Bürgerkrieg und wurde damit zum Lokalheld.

Pimientos de Padrón: sind eine kleine spanische Köstlichkeit mit Nervenkitzel. Die Padrones sind eine Kreuzung aus Mini-Paprika und Chilis. Sie sind grün, rundlich und kaum fünf Zentimeter lang. Man röstet sie bis ihre Haut Blasen wirft und leicht schwarz wird und bestreut sie dann nur mehr mit groben Meersalz - einfach und sehr schmackhaft. Aber: man weiß nie was man bekommt, Padrones können mild und angenehm oder feuerscharf sein. Es gibt nichts woran man ihnen ansehen könnte, wie scharf sie sind - man weiß es erst wenn es zu spät ist. Aber das macht auch ein bisschen den Reiz aus, sich einen Teller Padrones zu teilen; dass es da immer einen gibt, der plötzlich mitten im Gespräch ganz unvermittelt losprustet und rot anläuft...

O wie...

ONCE: ist der spanische Blindenverband, die Organización Nacional de Ciegos de España. Sie hat eine Lotteriekonzession. Überall in Spanien bekommt man auf der Straße, vor Supermärkten oder in eigens dafür vorgesehenen kleinen Kiosken von Blinden die Lose angeboten. Nachdem blinde Menschen  vielleicht nicht so leicht einen sicheren Arbeitsplatz finden, ist die Idee hinter der Lotterie und dem Losverkauf auch karitativ. Ziehungen finden täglich statt. Es gibt kein Lotterie-Monopol: Die große Weihnachtslotterie wird z.B. nicht, wie man bei einer wohltätigen Organisation annehmen könnte, von der ONCE, sondern von einem Konkurrenten veranstaltet.

Sonntag, 22. April 2012

N wie...

Nationalparks: es gibt 14 Nationalparks (Parque Natural) in Spanien. Acht am Festland, die anderen auf den Inseln. Ich selber war bis jetzt nur in einem davon, im andalusischen Parque Natural de la Doñana. Dort habe ich allerdings den Eindruck gewonnen, dass die Spanier eine etwas komische Auffassung von Naturschutz haben. Das mehrere Hektar große Gebiet ist mit Stacheldrahtzaun umgeben. Im Inneren gibt es erst mal einen großen Parkplatz, wo man sein Auto stehen lässt - nur um sich dann eine Art Ranger samt Jeep zu nehmen, der einen dann auf Schotterstraßen mehrere Stunden durch den Park chauffiert! Alternativ kann man auch auf Wanderwegen zu Fuß den Park erkunden. Diese Wege sind allerdings eher Bootsstege, richtig befestigt mit Schiffsplanken. Beides folgt dem Motto "Bloß nicht zu viel Berührung mit der Natur!" Denn wer einen Fuß auf den Boden des Nationalparks setzt, der zerstört ihn ja potentiell, und das Gebiet wird ja geschützt! Ich nehme mal an, dass es auch an der Parkleitung liegt, wie so ein Nationalpark aufgezogen wird und dass es woanders im Nationalpark vielleicht auch anders zugeht, aber in Doñana war es beinahe schon unwirklich!

M wie...

Jardín de los Ausentes im Retiro-Park
Madrid: ist die spanische Hauptstadt, mit rund 3,3 Millionen Einwohnern die drittgrößte europäische Hauptstadt. Bis 1561 war Madrid mehr ein Dorf als eine Stadt, dann aber wurde das Dorf von Philipp II. zur Hauptstadt auserkoren, aufgrund der geographischen Lage mitten im Herzen des spanischen Reiches. Damit begann der Aufschwung der Stadt. Immer wieder war die Stadt besetzt oder belagert (Napoleonische Kriege, Karlistenkriege, Spanischer Bürgerkrieg), aber die Madrileños ließen sich nicht so leicht unterkriegen. 
Am 11.September 2004 ereigneten sich am Madrider Südbahnhof Estación de Atocha Terroranschläge in mehreren S-Bahn Zügen bei denen 191 Menschen getötet wurden. Nahe dem Bahnhof haben die Opfer der Anschläge ein "Bio"-Denkmal im Parque del Buen Retiro bekommen: den Jardín de los Ausentes (Garten der Abwesenden), in dem für jedes Opfer eine Zypresse oder ein Olivenbaum gepflanzt wurde. Zypressen und Oliven symbolisieren die Ewigkeit und wo man in Spanien Zypressen sieht, ist ein Friedhof oft nicht weit.

Sehenswertes gibt es in Madrid einiges: Ein architektonisch ergiebiger Spaziergang kann zum Beispiel von der Catedral de la Virgen de Almudena und dem Palacio Real über die Plaza de España und die Gran Via führen, wo man auf den Paseo del Prado einbiegt und diesem bis Atocha folgt - wer will kann sich dann im Retiro Park erholen. Auf diesem Weg wird man die Madrider Katedrale und den Königspalast sehen, das unter Franco gigantomanische Edificio de España, das Edificio Metropolis mit seiner markanten Kuppel und die ehemalige Hauptpost, die "Cibeles." Wer dann noch weiter bis nach Atocha spaziert, der sollte auch gleich in den Bahnhof hineingehen, selbst wenn er nicht vorhat einen Zug zu nehmen - der alte Bahnhofsteil ist heute ein riesiges Palmenhaus, mit tropischem Klima und Schildkröten-Teich.

Die Tio Pepe-Leuchtreklame an der Plaza Puerta del Sol
Kein Weg führt vorbei an der Plaza Puerta del Sol, oder einfach kurz Sol - die Sonne. Hier befinden sich das alte Rathaus; hier liegt der Kilometer Null, der den Beginn sämtlicher spanischer Straßen markiert; außerdem überstrahlt der Tio Pepe, der Onkel Josef, den Platz und wacht über die Madrileños. Die Reklametafel der Firma Gonzalez Byass über der Puerta del Sol war früher in guter Gesellschaft, dann aber wurden sämtliche Reklamen entfernt - nur der Tio durfte nicht weg, das war den Madrileños wichtig! Von SOl gehts auch ganz flott auf die Plaza Mayor, ein klassischer spanischer Platz, ein Rechteck komplett von Häusern umgeben. Durch mehrere Rundbögen gelangt man in verschiedene Stadtviertel. Am Fuße des Südwest-Ausganges, steht die Kirche San Isidro, dem Stadtheiliger. Sein Feiertag, an dem arbeitsfrei ist, ist der 15. Mai. In etwa zu dieser Zeit im Mai findet in Madrid auch de Feria del Libro statt. Bei dieser mehrtätigen Buchmesse säumen kleine antiquarische Stände den Paseo del Prado und man kann von Stand zu Stand flanieren und sich mit Lesestoff eindecken. Durch den Südwest-Ausgang kommt man auch ins Stadtviertel La Latina, wo jeden Sonntag vormittag der große Flohmarkt El Rastro einlädt. Außerdem eigenen sich die Calle Cava Baja und Cava Alta, ebenfalls in La Latina, die ganze Woche über zum abendlichen Ausgehen.  

Wer sich die zahlreichen Museen und Kunstgalerien (Museo del Prado, Centro de Arte Reína Sofia - hier hängt Picassos La Guernica, etc.) oder den Königspalast ansehen möchte, der sollte eines wissen: die Spanier sind kunstsinnige Menschen und auch Leute mit vielen Kindern oder kleinem Budget sollen die Möglichkeit haben, immer wieder ins Museum zu gehen. Daher gibt es in vielen Museen an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten den Eintritt gratis. Wer die Zeit und die Muße hat, sich nach diesen Zeiten zu richten, der kann unter Umständen viel Geld sparen. Empfehlenswert und immer gratis ist das Caixa Forum, gestiftet von einer Bank. Das Gebäude ist architektonisch spannend, die Ausstellungen wechseln regelmäßig - eröffnet 2008 ist es noch ein bisschen ein Insider-Tipp, drängeln wie im Prado wird man sich hier nicht.

Wichtig ist natürlich auch das Nachtleben in Madrid und hier sprudelt es wirklich. Nachdem man sich von einer Tapas-Bar zur nächsten gearbeitet hat, ist zwar der Magen gefüllt, aber die Nacht noch lange nicht zu Ende. In Sachen Tapas empfehle ich z.B. die Casa Labrador (Spezialität Bacalao), das Ñeru (wirklich GUTE Gratis-Tapas) oder El Abuelo (jede Menge Garnelen) Hotspots für lange durchtanzte Nächte sind die Calle de Arenal, die Plaza Santa Ana, das gesamte Viertel Chueca und die Gegend um die Metro-Station Tribunal. In der Calle Arenal finden sich eher normale Clubs mit House und Dance Music, wer's rockiger mag, der wird sich in Tribunal wohler fühlen. Wer mal was ganz anderes erleben will, der kann eine Travestie-Show in Chueca, dem Regenbogen-Viertel, besuchen.
Und morgens geht's dann ab in die Churrería San Gínes.

Ach, ich beginn die Stadt zu vermissen während ich das alles schreibe - sollte einer meiner Leser demnächst hinfahren, es gibt noch sooo viel mehr Tipps, die ich für euch hätte, aber es hat einfach nicht alles Platz. Fragt also einfach nochmal nach!

Manchego: el queso manchego ist ein spanischer Käse aus der Region Castilia-La Mancha. Meist wird er eben nur Manchego genannt und er fehlt normalerweise auf keinem plato de ibericos, also einer Vorspeisenplatte voller spanischer Köstlichkeiten. Erhältlich ist der Käse in verschiedenen Reifegraden, je nachdem ist er dann weicher und mild (fresco, semicurado) oder schon ein festerer Schnittkäse mit mehr Aroma (curado) bis hin zu einem Hartkäse, der an Parmesan erinnert (viejo) - wobei man den Vergleich zum Parmesan niemals vor einem Spanier ziehen sollte: für die Spanier ist ihr Manchego schlicht weg El Queso, also DER ultimative Käse. Das geht soweit, dass Käse essen zu einem ausgewachsenen Event wird. Kurz nachdem ich in Spanien begonnen hatte zu arbeiten, wollten meine Kollegen eine Manchego-Party machen - unser Chef hatte von ihnen einen 2-3kg schweren Käselaib zu Weihnachten bekommen. Ich musste aber genau da zur Uni, was für meine Kollegen plötzlich ein Drama war. "Aber dann verpasst du ja DEN Käse..." waren alle ganz entsetzt, und das nicht nur weil ich aus Österreich komme und sie "der Fremden" den Käse schmackhaft machen wollten, sondern weil man sich Manchego und eine Feier entgehen lässt... Er ist aber auch wirklich gut. Was in Spanien auch beliebt ist "queso con membrillo" - Käse mit einem festem Quittengelee,ein geschmackliches Erlebnis. Eine spezielle Delikatesse ist Manchego, eingelegt in gutem nativen Olivenöl...klingt erst mal gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber. Und vor allem macht das Einlegen den Käse länger haltbar - als ich von einer Freundin, die mich in Wien besuchte, aus Castilia-La Mancha einen kindskopfgroßen 2 Kilo schweren Käse bekommen habe, war klar, dass man den nicht einfach so essen kann. Also wurde er stückweise an liebe Menschen weitergegeben, damit nciht nur ich sowas Gutes habe und der - immer noch beachtliche Rest - eben eingelegt.

Murcia: Murcia ist einerseits eine Stadt und eine Comunidad (also in etwa ein Bundesland) im Süden Spaniens. Die Stadt selbst liegt ein bisschen landeinwärts, aber es gibt in der Comunidad zahlreiche Orte, die an der Mittelmeerküste liegen. Ich selbst war in San Pedro del Pinatar, einem Ferienort. Allerdings, so schien mir damals, mehr für spanische Touristen, die hier eine Ferienwohnung haben, als für Ausländer. Der Ort liegt (wie fast alle Badeorte der Region) am Mar Menor, einer geschützen Bucht, wo das Wasser, weil jegliche Strömung fehlt, warm wird wie in der Badewanne. Als bekennender Atlantik-Fan muss ich sagen, erfrischend ist was anderes. Murcia selbst ist eher kein klassisches Touristenziel und ich kann nicht viel darüber erzählen, aber ein kurioses Detail am Rande habe ich doch zu bieten: wer sich Spanier immer klein, drahtig, braungebrannt und schwarz-haarig vorstellt, der wird in der Gegend um Murcia sein blaues Wunder erleben oder eigentlich sein rotes. In grauer Vorzeit hat es selbst die Wikinger mal nach Murcia verschlagen und was geblieben ist, sind großgewachsene, rothaarige Spanier, voller Sommersprossen und mit einer Haut, die nach Lichtschutzfaktor 50+ schreit! 

Montag, 16. April 2012

L wie...

Levante: der Levante ist einer der beiden Winde, der gerne über die Südspitze Andalusiens hinweg fegt. Der Levante kommt meist aus Südost, aus Afrika also. Obwohl er Orte wie Tarifa oder Algeciras zum Paradies für Kite-Surfer macht, kann er anderen das Urlaubsvergnügen trüben. Der Levante kann an Stränden zu derartigen Sandstürmen führen, dass man sich kaum noch rühren kann - jedenfalls ist man am Ende eines Levante-Tages am Strand komplett paniert, wie ein Schnitzel! Auch die Einheimischen mögen den Levante nicht, denn sie behaupten, er mache die Menschen ein wenig verrückt, sodass an Levante-Tagen z.B. besonders viele Unfälle passieren...


La Leche: auf Deutsch die Milch. La leche ist auf spanisch ein vielschichtiges Wort. Einerseits bezeichnet es natürlich meistens eben einfach das Nahrungsmittel Milch. Andererseits wird man, wenn man sich mit Spaniern unterhält, vielleicht einmal über die Ausdrücke "es de mala leche" oder einfach "es la leche" stolpern und sich wundern was denn Milch in einer Unterhaltung über den letzten Diskobesuch zu suchen hat! Man muss dann ein bisschen auf den Unterton, der in der Stimme des Gegenübers mitschwingt achten - denn der Ton macht die Musik! "Es la leche"  mit einem begeistert freudigen Klang in der Stimme bedeutet soviel wie "das ist spitze, klass, etc." "Es de mala leche" sagt man normalerweise über eine Person und der Klang in der Stimme wird nicht mehr so freundlich sein... "wie verdorbene Milch sein" sagt ja wohl schon einiges. Wer das sagt, hält wohl eher weniger von der betroffenen Person, sondern meint sie habe einen schlechten Charakter.

Mittwoch, 4. April 2012

K wie...

Karwoche: Semana Santa, die heilige Woche - wie die Karwoche in Spanien heißt, ist angebrochen. Und wer sie nicht miterlebt hat, der würde nicht glauben, was für einen Kult die Spanier rund um sie treiben. Vom Palmsonntag Abend bis zum Ostersonntag gibt es in jedem noch so kleinen Ort gewaltige Osterprozessionen. In Spanien, wo die heilige Jungfrau Maria ganz extrem verehrt wird, hat jede Kirche ihre eigene ganz spezielle Maria, die einen Beinamen trägt. Da gibt es die Mater Dolorosa, die Virgen de la Macarena, die Virgen Inmaculada Concepción, die Virgen de la Asunción, die Virgen de la Almudena... 


Jede Kirche hat "ihre" Maria als Statuette und die wird zur Karwoche ganz besonders rausgeputzt: sie bekommt ein feines Kleidchen angezogen und wird auf einem Prozessionswagen präsentiert. Diesen Wagen, oder vielmehr dieses Gestell, denn es hat keine Räder, tragen dann Kirchenmitglieder bei der Prozession durch die Straßen. So ein Gestell samt Maria wiegt ungefähr 200-300 Kilogramm und wird von 10 bis 15 Männern getragen. Die Männer dürfen sich dafür die Schulter nur mit einem Leinentuch bedecken, das Gestell und die Träger werden unter einer Decke verborgen, sodass es auch noch ziemlich heiß und stickig wird. Wer im vergangenen Jahr besonders viele Sünden begangen hat, der geht beim Tragen der Maria barfuß am Asphalt - eine besondere Strapaz um Abbitte zu leisten. 


Wichtig sind auch die, die vor dem Prozessionswägen gehen und mit Trommeln und Gesängen den Rhythmus der Prozession angeben und Pausen für die Träger einbauen. Traditionell sind diese Männer in Capes und spitzen Kapuzen gekleidet und schauen insgesamt aus wie Mitglieder des Ku-Klux-Klans. Die Kinder haben vor ihnen meistens ziemlich angst, also versuchen die Spitzhüte sie mit Zuckerln zu bestechen - das klappt aber oft nicht so ganz. 


Die Umzüge zur Karwoche sind im Norden meistens wirklich noch feierlich und andächtig, aber je weiter man Richtung Süden kommt, umso mehr kommt bei den Prozessionen freudige Fortgeh-Stimmung auf. In Sevilla, wo man die Maria Macarena vereehrt, ist es zum Beispiel üblich, dass die Menge wenn sie die Maria erblickt zu toben beginnt und "Macarena, Guapa" skandiert - also "Maria, die Schönheit." Wenn man dabei ist, kann man sich der Faszination nicht entziehen und schreit sofort mit.


Die Vorbereitungen für die Semana Santa und die Umzüge gehen übrigens schon zeitig los. Eine Deutsche, die in Spanien lebt, hat mir erzählt, dass im Keller ihres Wohnhauses mehr oder weniger das ganze Jahr eine Musikkapelle für den Umzug probt - ohne Rücksicht auf die Nachbarn... Ich selbst konnte diesen Februar in Cordoba beobachten, wie sich die Träger der Marien-Statue vorbereiten - das Gestell wird mit Ziegelsteinen beladen, sodass es in etwa das Gewicht bekommt, das es mit Maria und einem Baldachin haben wird und dann wird es mit nacktem Oberköper durch die nächtlichen Straßen geschleppt...


Katholizismus: Wer den obigen Text über die Events in der Karwoche gelesen hat, dem müssen die Spanier erzkatholisch vorkommen. Und irgendwie sind sie das ja auch... also ein Kind nicht zu taufen, käme, selbst wenn man nie in die Kirche geht, nicht in Frage. Dass der Freund bei der Tochter zuhause schläft - sei es im gleichen Zimmer oder auch nur in der gleichen Wohnung - kommt nicht in Frage, selbst wenn die Tochter auf die 30 geht (spanische Kinder werden spät flügge). Ohne Trauring geht da nichts. 
Tatsache ist aber, die jungen Spanier gehen wie die meisten Mitteleuropäer maximal zu den hohen Feiertagen in die Kirche. Und so katholisch das Land ist - in den großen Städten haben sämtliche Läden sonntags offen, da gibt es keine Debatte. Auch die Ehe für Homosexuelle ist in Spanien schon wesentlich länger erlaubt als in Deutschland oder Österreich. Die Medaille hat eben zwei Seiten, warum manches selbstverständlich ist und anderes so antiquiert wirkt, muss man ja nicht unbedingt nachvollziehen können...

Kiffen: scheint in Spanien irgendwie ziemlich normal zu sein. Als ich meine zukünftige WG begutachtet habe und mir die Mädls dort sagten, dass sie abends gern rauchen, habe ich überhaupt nicht überrissen was gemeint ist... umso überraschter war ich dann vom Dunstschleier in unserer Wohnung! Ich persönlich find den Geruch ja eher grausig... Jedenfalls, wer als junger Mensch in Spanien unterwegs ist, der bekommt früher oder später einen porro, also Joint angeboten -  das Angebot anzunehmen oder nicht, bleibt einem selbst überlassen. Missverständlich kann für Spanisch-Anfänger auch das Angebot von chocolate sein - hiermit ist in bestimmten Fällen absolut keine Schokolade gemeint!

Dienstag, 3. April 2012

J wie...

Jaén: Jaén ist eine der Provinzen Andalusiens und auch der Name der Provinzhauptstadt. Die Provinz Jaén ist eine wichtige spanische Region, da hier etwa 80% aller spanischen Olivenbäume wachsen. Die Felder mit den Bäumen sind schier endlos, ziehen sich über etliche Hügel und Täler. Die silbrig-schimmernden Bäume stehen brav in Reih' und Glied und werfen je nach Tageszeit auch noch ganz gleichmäßig ihre Schatten auf den Boden, was den Eindruck perfekter Symmetrie in den Olivenhainen noch verstärkt. 
In Spanien wird für die Olivenölproduktion vor allem der zwei-stämmige Olivenbaum gezogen. Seine Früchte sind besonders ölhältig. Traditionelle werden Oliven von Hand geerntet in dem man die Äste mit Stöcken leicht schlägt. Größere Ölmühlen haben für die Ernte aber auch "Rüttel-Maschienen". Die Oliven werden vor dem Pressen nicht entsteint, der Kern wird mit zerkleinert und dann das Öl aus der entstandenen Paste herausgepresst. Dabei gilt dass 5-8kg Oliven etwa einen Liter Öl ergeben. Die erste Pressung ergibt das Aceite de Oliva Extra Virgen, kaltgepresst und von besonders hoher Qualität. In Jaen bekommt man es oft auch noch ungefiltert, naturtrübes Öl also. Eine zweite Kalt-Pressung ist möglich, das Öl ist dann das Aceite Virgen. Um noch mehr Öl aus der Maische zu bekommen kann man sie erhitzen und zentrifugieren, dieses Öl ist dann aber raffiniert und von minderer Qualität. In spanischen Haushalten gibt es meist sowohl natives als auch raffiniertes Olivenöl, das eine für den Salat, das andere zum Kochen.
Die Provinzhauptstadt Jaén scheint leder dem Verfall preisgegeben - neben den Sehenswürdigkeiten, der Kathedrale und den arabischen Bädern, wird hier offenbar kaum etwas renoviert oder instandgehalten, die Häuser am Hauptplatz rund um die Kathedrale bröckeln vor sich hin. Was Jaén auch noch auszeichnet: die vielen engen Straßen die steil bergauf und -ab gehen, es ist hier extrem hügelig. 


Jeréz de la Frontera: die Sherry-Stadt. Zusammen mit San Lucar de Barrameda und El Puerto de Santa Maria bildet Jeréz das Sherry-Dreieck. Nur Weine aus dieser Region dürfen sich Vino de Jeréz nennen. Der Sherry ist ein Verschnittwein aus mehreren Jahrgängen, gereift unter einer zarten Schimmelschicht, la flor -  der Blume, in Eichenfässern. Diese Fässer werden nach etwa 12 Jahren übrigens nach Schottland verkauft, wo die Schotten ihren Scotch drin ausbauen. Sie schätzen nämlich den feinen Beigeschmack des Sherry. Sherry gibt es in verschiedenen Reifegraden von ganz trocken, dem Fino, bis ganz süß, dem Oloroso dulce. Der Besuch einer Bodega, einer Sherry-Kellerei samt Verkostung ist absolut empfehlenswert und sollte für Genussmenschen einfach zu einer Andalusien-Reise gehören.
Weitere Highlights in Jeréz sind der Alcazabar (eine maurische Festung) und die Kathedrale. Für Pferde-Narren ist außerdem ein Besuch der königlichen Hofreitschule empfehlenswert. 

I wie...

Islas Baleares: die Balearen, also Mallorca, Menorca, Formentera und Ibiza, sind eine Inselgruppe im Mittelmeer und liegen etwa auf der Höhe Kataloniens. Auf den Balearen wird, neben Spanisch, ein Dialekt des Katalanischen gesprochen. Mit Mallorca assoziieren die meisten sicher erst mal den Ballermann - nicht umsonst wird Mallorca manchmal zärtlich als 17. Bundesland Deutschlands bezeichnet. Ich selber habe mir leider noch kein BIld von Mallorca machen können, weiß aber aus zuverlässiger Quelle, dass die Insel zur Nebensaison also vor Juni und nach September, ihre schönen und ruhigen Seiten hat. Zum Beispiel gibt es im Westen Mallorcas ein Gebirge zu entdecken und im Osten überziehen große Salzfelder die Insel - Salz besonderer Qualität und mit verschiedenen Geschmäckern ist auch eine Spezialität der Insel. 
Menorca ist die kleine Schwester Mallorcas und gilt als wesentlich ruhiger und untouristischer, ähnliches gilt für Formentera. Ibiza hingegen ist die Partyinsel - ein cooler Club reiht sich an den nächsten und tagsüber kann man am Strand den Kater überwinden oder die vom Tanzen müden Beine ausruhen. Zu meiner Zeit organisierte das spanische Erasmus-Netzwerk einen Trip nach Ibiza für Erasmus-Studenten verschiedener Universitäten... und der war natürlich ganz schnell ausgebucht!


Islas Canarias: die Kanarischen Inseln, liegen westlich von Afrika. Zu den Kanaren gehören Gran Canaria, Teneriffa, La Gomera, Lanzerote, Fuerteventura und La Palma. Die Inselgruppe stellt eine eigene autonome Region dar. Die Kanarischen Inseln sind landschaftlich sehr interessant: durch die spezielle geographische Lage hat z.B. die Hauptinsel Gran Canaria drei verschiedene Klimazonen! Es gibt eine Wüste mit geschwungenen Sanddünen, eine steppenartige Klimazone sowie eine subtropische Zone in der Kaffee und Bananen gedeihen. Platanos de las Canarias, also Bananen von den Kanaren sind in Spanien sehr beliebt, ein regionales Produkt eben. Ich habe oft erlebt, wie Leute im Supermarkt nach eben diesen Bananen gefragt haben und ganz enttäuscht abgezogen sind, wenn's nur die aus Costa Rica gab. 
Sehenswert sind die Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria, im Westen der Insel es gibt mehrere Kakteengärten zur Besichtigung. Imposant ist auch die schwarze Kathedrale von Las Vegas (ja es gibt wirklich und tatsächlich auch hier eines), die sich ganz deutlich von den restlichen weißen Häusern im Ort abhebt. Auch die Bananen- und Kaffeeplantagen sind beeindruckend. Als junger Mensch sollte man sich aber nicht allzu viel Party-Leben von der Insel erwarten. Die wichtigsten Touristenorte sind eindeutig eher auf Familien ausgelegt.




Teneriffa ist vor allem für das bunte Treiben zum Karneval berühmt, der hier ungefähr genauso schrill und festlich begangen wird in Köln oder Venedig. 
La Gomera ist eine Insel mit Stränden aus vulkanischem Gestein und Urwäldern in denen man sich verlieren kann. Der (Kinder-)Buchautor und Alltagsphilosoph Janosch hat sich schon vor Jahrzehnten auf eben diese Insel zurückgezogen und sucht den Abstand von der Tigerente auf die er so oft reduziert wird... Wer die Kanaren entdecken möchte, für den werden sich zahlreiche Pauschalangebote finden - Insel-Hoppen kann man dann per Boot immer noch! 


Sonntag, 1. April 2012

H wie...


Huelva: Huelva ist eine Provinz in der autonomen Region Andalusien und bezeichnet auch die Provinzhauptstadt. Huelva, egal ob Stadt oder Provinz, gehört nicht zu den klassischen Zielen von Touristen in Andalusien. Huelva teilt sich zusammen mit der Provinz Almería die zweifelhafte Ehre, Obst und Gemüse für den Rest der Welt zu produzieren. 


Unter riesigen Plastikplanen und mithilfe von illegalen Erntearbeitern. Oft sind es Schwarzafrikaner, wobei ich auch schon gelesen habe, dass man in Huelva, dessen absoluter Exportschlager Erdbeeren sind, Frauen aus Rumänien und Polen für die Ernte bevorzugt. Erstens leichter mit den Papieren, zweitens sind die Damen angeblich "zärtlicher" bei der Ernte der kostbaren Feldfrucht, die ja nicht matschig werden soll. 


Aber man sollte Huelva auch sein Gutes lassen. Entfernt man sich von der industriell geprägten Hauptstadt in Richtung Osten, wird die Atlantikküste auch hier richtig schön, es gibt besonders viele Muscheln, sogar Jakobsmuscheln kann man finden. Und die Pinienwälder scheinen sich endlos zu ziehen. Außerdem darf sich Huelva damit ziehren, dass Christoph Columbus hier, nämlich im Kloster La Rabida, nahe der Provinzhauptstadt, seine erste Überfahrt nach Amerika plante.




Huevo: ist das spanische Vokabel für das Ei. Aus einem Grund, der mir bis heute nicht nachvollziehbar ist, steht man in einfacheren spanischen Lokalen wahnsinnig darauf, jedes Gericht durch die Zugabe eines Spiegeleies zu bereichern. Ein klassischer spanischer plato combinado - auf Deutsch soviel wie ein zusammengestellter Teller - besteht in 99% aller Fälle aus Fleisch oder Würsten mit patatas fritas, also Pommes, eventuell Salat und auf das ganze kommt dann das Spiegelei. Auch das spanische Nationalgericht, die Tortilla Española, besteht aus Kartoffeln und Ei. Wie meine Mitbewohnerinnen mir erklärten ¡super sano! also total gesund. Auch weil ja alles nur mit Olivenöl gekocht wird und das steht hier schon mal Gesundheit per se! 
Auch wenn das mit dem Cholesterin und den Eiern angeblich eine Lüge ist und ich als Biologin es besser wissen sollte - ich hätte zu gern meinen Cholesterinspiegel vor und nach meinem Auslandssemester feststellen lassen. Aber die guten Ideen kommen dann eben doch oft zu spät... 



G wie...

Galicia: ist eine Autonome Region im Nordwesten Spaniens. Im Deutschen kann Galizien auch für eine historische Region in Polen und der Ukraine stehen, darum geht's hier aber nicht. Galizien liegt am Atlantik und grenzt im Süden an Portugal. Die lokale Sprache, das Gallego, ist mehr als ein Dialekt und gehört zu den vier spanischen Amtssprachen ("Hoch"-Spanisch, Katalan, Baskisch und Gallego). Gallego klingt aufgrund der Nähe zu Portugal schon ein bisschen portugiesisch - es enthält zum Beispiel ganz viele weiche "sch"-Laute. Der amtierende spanische konservative Ministerpräsident, Mariano Rajoy, stammt aus Galizien. Wichtige Städte in der nord-westlichsten Provinz sind A Coruña und Santiago de Compostela, das Ziel der Pilger am Jakobsweg. Typische Köstlichkeiten aus der Provinz Galicia sind der Ribeiro, ein Rotwein und der Pulpo a la Gallega, eine mehrere Stunden weich gekochte Krake mit Paprikapulver bestreut - klingt vielleicht ein bisschen gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber tatsächlich!

Gibraltar: ist ein Überseegebiet, das zu Großbritannien gehört, aber auf der iberischen Halbinsel liegt. Das Gebiet rund um den großen Felsen von Gibraltar fiel 1704 während des Erbfolgekrieges an die Briten. Spanien hat deren Souveränität in Gibraltar aber niemals anerkannt. Wer nach Gibraltar will, der muss im spanischen Ort La Linea de la Concepción das Auto stehen lassen und die Grenzkontrolle passieren. Dann geht's flott über das Flugfeld von Gibraltar rein in die Kronkolonie... und ja: man geht tatsächlich als Fußgänger mitten über die Rollbahn - es ist also absolut anzuraten, die Ampelregelung zu beachten und nicht bei rot loszulaufen! Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bevölkerung Gibraltars evakuiert und der Felsen wurde zu einer riesigen Militärfestung - die Forts von damals verrotten heute so vor sich hin... Die Bevölkerung von Gibraltar spricht Englisch, die einzige offizielle Amtssprache, aber auch Spanisch, manchmal auch eine recht schräge Mischung aus beidem. Zurück zu Spanien will man in Gibraltar nicht, so richtig britisch fühlen sich viele aber auch nicht. Die UNO sieht Gibraltars Status als bilaterales Problem und überlässt die Lösung den beiden betroffenen Staaten.


Sehenswürdigkeiten in Gibraltar sind am Kap Europa die große Moschee, dann der große Felsen mit der imposanten Tropfsteinhöhle und natürlich die kleinen Berberäffchen - die einzigen Affen, die auf europäischen Boden leben! Die Tierchen sind rotzfrech und mopsen den Touristen gern mal Eis oder Limonaden und Knabberzeugs. An klaren Tagen beeindruckt der Blick rüber nach Afrika, das dann wirklich zum Greifen nah wirkt. Leider, denn zahlreiche Afrikaner lassen sich von diesem Blick trügen und versuchen nach Europa überzusetzen - viele lassen dabei ihr Leben. Und jene, die es herüber schaffen, enden allzu oft als illegale Erntearbeiter im Mar del Plastico, dem Meer von Plastikplanen unter denen Gemüse und Obst für den Rest Europas gezogen werden.


Die Spanier haben den Briten übrigens offenbar nie verziehen, dass diese sich Gibraltar einverleibt haben. Wie ein Sevillano mir einmal im Spaß erzählte: "In ganz Andalusien, auch in Sevilla, dienen Pomeranzenbäume als Zierde und Alleebaum. Die Früchte dieses Baumes sind Bitterorangen - die verkaufen wir nach England, wo die Briten ihre scheußliche Marmelade damit machen - das ist unsere Rache für Gibraltar!"

Guardia Civil: die Guardia Civil ist eine Form der spanischen Polizei, deren Einrichtung auf die Zeit Francos zurückgeht. In Spanien gibt es mehrere Arten von Gesetzeshütern: die Polizei - Policia eben, dann die Policia Municipal, also eine Stadtpolizei, die jeweils nur für "ihre" Stadt zuständig ist und dann noch die Guardia Civil. Was genau jetzt die feinen Unterschiede macht, welche Delikte wer verfolgt oder ahndet, ob es unterschiedliche Aufgabenbereiche oder ähnliches gibt, hat mir bis jetzt auch kein Spanier schlüssig erklären können. Aber - soviel weiß auch ich - die Guardia Civil ist gefürchteter als der Corps der Policia, denn die Strafen, die sie vergibt sind in der Regel wesentlich höher, z.B. bei Geschwindigkeitsübertretungen und ähnlichem.