Sonntag, 22. April 2012

M wie...

Jardín de los Ausentes im Retiro-Park
Madrid: ist die spanische Hauptstadt, mit rund 3,3 Millionen Einwohnern die drittgrößte europäische Hauptstadt. Bis 1561 war Madrid mehr ein Dorf als eine Stadt, dann aber wurde das Dorf von Philipp II. zur Hauptstadt auserkoren, aufgrund der geographischen Lage mitten im Herzen des spanischen Reiches. Damit begann der Aufschwung der Stadt. Immer wieder war die Stadt besetzt oder belagert (Napoleonische Kriege, Karlistenkriege, Spanischer Bürgerkrieg), aber die Madrileños ließen sich nicht so leicht unterkriegen. 
Am 11.September 2004 ereigneten sich am Madrider Südbahnhof Estación de Atocha Terroranschläge in mehreren S-Bahn Zügen bei denen 191 Menschen getötet wurden. Nahe dem Bahnhof haben die Opfer der Anschläge ein "Bio"-Denkmal im Parque del Buen Retiro bekommen: den Jardín de los Ausentes (Garten der Abwesenden), in dem für jedes Opfer eine Zypresse oder ein Olivenbaum gepflanzt wurde. Zypressen und Oliven symbolisieren die Ewigkeit und wo man in Spanien Zypressen sieht, ist ein Friedhof oft nicht weit.

Sehenswertes gibt es in Madrid einiges: Ein architektonisch ergiebiger Spaziergang kann zum Beispiel von der Catedral de la Virgen de Almudena und dem Palacio Real über die Plaza de España und die Gran Via führen, wo man auf den Paseo del Prado einbiegt und diesem bis Atocha folgt - wer will kann sich dann im Retiro Park erholen. Auf diesem Weg wird man die Madrider Katedrale und den Königspalast sehen, das unter Franco gigantomanische Edificio de España, das Edificio Metropolis mit seiner markanten Kuppel und die ehemalige Hauptpost, die "Cibeles." Wer dann noch weiter bis nach Atocha spaziert, der sollte auch gleich in den Bahnhof hineingehen, selbst wenn er nicht vorhat einen Zug zu nehmen - der alte Bahnhofsteil ist heute ein riesiges Palmenhaus, mit tropischem Klima und Schildkröten-Teich.

Die Tio Pepe-Leuchtreklame an der Plaza Puerta del Sol
Kein Weg führt vorbei an der Plaza Puerta del Sol, oder einfach kurz Sol - die Sonne. Hier befinden sich das alte Rathaus; hier liegt der Kilometer Null, der den Beginn sämtlicher spanischer Straßen markiert; außerdem überstrahlt der Tio Pepe, der Onkel Josef, den Platz und wacht über die Madrileños. Die Reklametafel der Firma Gonzalez Byass über der Puerta del Sol war früher in guter Gesellschaft, dann aber wurden sämtliche Reklamen entfernt - nur der Tio durfte nicht weg, das war den Madrileños wichtig! Von SOl gehts auch ganz flott auf die Plaza Mayor, ein klassischer spanischer Platz, ein Rechteck komplett von Häusern umgeben. Durch mehrere Rundbögen gelangt man in verschiedene Stadtviertel. Am Fuße des Südwest-Ausganges, steht die Kirche San Isidro, dem Stadtheiliger. Sein Feiertag, an dem arbeitsfrei ist, ist der 15. Mai. In etwa zu dieser Zeit im Mai findet in Madrid auch de Feria del Libro statt. Bei dieser mehrtätigen Buchmesse säumen kleine antiquarische Stände den Paseo del Prado und man kann von Stand zu Stand flanieren und sich mit Lesestoff eindecken. Durch den Südwest-Ausgang kommt man auch ins Stadtviertel La Latina, wo jeden Sonntag vormittag der große Flohmarkt El Rastro einlädt. Außerdem eigenen sich die Calle Cava Baja und Cava Alta, ebenfalls in La Latina, die ganze Woche über zum abendlichen Ausgehen.  

Wer sich die zahlreichen Museen und Kunstgalerien (Museo del Prado, Centro de Arte Reína Sofia - hier hängt Picassos La Guernica, etc.) oder den Königspalast ansehen möchte, der sollte eines wissen: die Spanier sind kunstsinnige Menschen und auch Leute mit vielen Kindern oder kleinem Budget sollen die Möglichkeit haben, immer wieder ins Museum zu gehen. Daher gibt es in vielen Museen an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Zeiten den Eintritt gratis. Wer die Zeit und die Muße hat, sich nach diesen Zeiten zu richten, der kann unter Umständen viel Geld sparen. Empfehlenswert und immer gratis ist das Caixa Forum, gestiftet von einer Bank. Das Gebäude ist architektonisch spannend, die Ausstellungen wechseln regelmäßig - eröffnet 2008 ist es noch ein bisschen ein Insider-Tipp, drängeln wie im Prado wird man sich hier nicht.

Wichtig ist natürlich auch das Nachtleben in Madrid und hier sprudelt es wirklich. Nachdem man sich von einer Tapas-Bar zur nächsten gearbeitet hat, ist zwar der Magen gefüllt, aber die Nacht noch lange nicht zu Ende. In Sachen Tapas empfehle ich z.B. die Casa Labrador (Spezialität Bacalao), das Ñeru (wirklich GUTE Gratis-Tapas) oder El Abuelo (jede Menge Garnelen) Hotspots für lange durchtanzte Nächte sind die Calle de Arenal, die Plaza Santa Ana, das gesamte Viertel Chueca und die Gegend um die Metro-Station Tribunal. In der Calle Arenal finden sich eher normale Clubs mit House und Dance Music, wer's rockiger mag, der wird sich in Tribunal wohler fühlen. Wer mal was ganz anderes erleben will, der kann eine Travestie-Show in Chueca, dem Regenbogen-Viertel, besuchen.
Und morgens geht's dann ab in die Churrería San Gínes.

Ach, ich beginn die Stadt zu vermissen während ich das alles schreibe - sollte einer meiner Leser demnächst hinfahren, es gibt noch sooo viel mehr Tipps, die ich für euch hätte, aber es hat einfach nicht alles Platz. Fragt also einfach nochmal nach!

Manchego: el queso manchego ist ein spanischer Käse aus der Region Castilia-La Mancha. Meist wird er eben nur Manchego genannt und er fehlt normalerweise auf keinem plato de ibericos, also einer Vorspeisenplatte voller spanischer Köstlichkeiten. Erhältlich ist der Käse in verschiedenen Reifegraden, je nachdem ist er dann weicher und mild (fresco, semicurado) oder schon ein festerer Schnittkäse mit mehr Aroma (curado) bis hin zu einem Hartkäse, der an Parmesan erinnert (viejo) - wobei man den Vergleich zum Parmesan niemals vor einem Spanier ziehen sollte: für die Spanier ist ihr Manchego schlicht weg El Queso, also DER ultimative Käse. Das geht soweit, dass Käse essen zu einem ausgewachsenen Event wird. Kurz nachdem ich in Spanien begonnen hatte zu arbeiten, wollten meine Kollegen eine Manchego-Party machen - unser Chef hatte von ihnen einen 2-3kg schweren Käselaib zu Weihnachten bekommen. Ich musste aber genau da zur Uni, was für meine Kollegen plötzlich ein Drama war. "Aber dann verpasst du ja DEN Käse..." waren alle ganz entsetzt, und das nicht nur weil ich aus Österreich komme und sie "der Fremden" den Käse schmackhaft machen wollten, sondern weil man sich Manchego und eine Feier entgehen lässt... Er ist aber auch wirklich gut. Was in Spanien auch beliebt ist "queso con membrillo" - Käse mit einem festem Quittengelee,ein geschmackliches Erlebnis. Eine spezielle Delikatesse ist Manchego, eingelegt in gutem nativen Olivenöl...klingt erst mal gewöhnungsbedürftig, schmeckt aber. Und vor allem macht das Einlegen den Käse länger haltbar - als ich von einer Freundin, die mich in Wien besuchte, aus Castilia-La Mancha einen kindskopfgroßen 2 Kilo schweren Käse bekommen habe, war klar, dass man den nicht einfach so essen kann. Also wurde er stückweise an liebe Menschen weitergegeben, damit nciht nur ich sowas Gutes habe und der - immer noch beachtliche Rest - eben eingelegt.

Murcia: Murcia ist einerseits eine Stadt und eine Comunidad (also in etwa ein Bundesland) im Süden Spaniens. Die Stadt selbst liegt ein bisschen landeinwärts, aber es gibt in der Comunidad zahlreiche Orte, die an der Mittelmeerküste liegen. Ich selbst war in San Pedro del Pinatar, einem Ferienort. Allerdings, so schien mir damals, mehr für spanische Touristen, die hier eine Ferienwohnung haben, als für Ausländer. Der Ort liegt (wie fast alle Badeorte der Region) am Mar Menor, einer geschützen Bucht, wo das Wasser, weil jegliche Strömung fehlt, warm wird wie in der Badewanne. Als bekennender Atlantik-Fan muss ich sagen, erfrischend ist was anderes. Murcia selbst ist eher kein klassisches Touristenziel und ich kann nicht viel darüber erzählen, aber ein kurioses Detail am Rande habe ich doch zu bieten: wer sich Spanier immer klein, drahtig, braungebrannt und schwarz-haarig vorstellt, der wird in der Gegend um Murcia sein blaues Wunder erleben oder eigentlich sein rotes. In grauer Vorzeit hat es selbst die Wikinger mal nach Murcia verschlagen und was geblieben ist, sind großgewachsene, rothaarige Spanier, voller Sommersprossen und mit einer Haut, die nach Lichtschutzfaktor 50+ schreit! 

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